Mut zum offenen Umgang mit dem Thema Periode und gesunder Frauenhygiene
Kürzlich saß ich mit einem Freund in einer Bar. Am Nachbartisch eine Gruppe ausgelassener Studenten. Direkt in meinem Sichtfeld zwei junge Frauen – vielleicht 20 oder 21 Jahre alt. Die große Rothaarige flüsterte ihrer brünetten Freundin etwas ins Ohr. Daraufhin hob diese ihre Tasche vom Boden auf, stellte sie auf ihren Schoß unter die Tischplatte und kramte eine Weile darin. Schließlich gab sie ihrer rothaarigen Freundin hinter dem Rücken ganz unauffällig einen Tampon in die Hand. Beide lächelten sich wohlwollend und verständnisvoll an. Im Anschluss verschwand die Rothaarige auf die Damentoilette.
In meiner Fantasiewelt wäre die Szene so abgelaufen. Die große Rothaarige fragt in normaler Lautstärke alle am Tisch sitzenden Frauen nach einem Tampon, da sie ihre vergessen hat. Keiner der am Tisch sitzenden Männer schaut oder reagiert unpassend. Die Brünette holt ein transparentes Case heraus und fragt danach welche Größe sie benötigt. Sie sucht sich die passende Größe heraus, bedankt sich und geht. Ein ganz normaler Umgang mit einem ganz normalen Thema. Ich wundere mich immer darüber, warum die weibliche Periode teilweise noch immer so ein Tabuthema ist, über das man sich in der Öffentlichkeit nur flüsternd unterhält. Man muss ja nicht gleich durch das ganze Lokal brüllen – wobei ich auch das total gefeiert hätte.
Mut zum offenen Umgang mit dem Thema Periode
Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich mit Anfang 20 wohl auch noch zum „Team Flüstern“ gehört habe. Spätestens seit dem Absetzen der Pille weiß ich meine Periode jedoch unglaublich zu schätzen. Seither fühle ich mich deutlich mehr in meiner Weiblichkeit und genieße die unterschiedlichen Phasen des Zyklus – auch wenn diese manchmal mit Schmerzen einhergehen oder mich emotionaler als gewöhnlich reagieren lassen. Zudem besitzt das Thema seither für mich einer ganz andere Selbstverständlichkeit. Bei meinem studentischen Nebenjob habe ich einmal das Büro mit den Worten verlassen: „Ich gehe nach Hause – meine Regelschmerzen bringen mich um.“ Noch ein paar Jahre zuvor hätte ich wohl einfach Kopfschmerzen vorgeschoben. Und zugegebenermaßen hat mein Vorgesetzter auch mit etwas gehemmterer Stimme als gewöhnlich auf meine Aussage reagiert.
Insgesamt wünsche ich mir mehr Offenheit im Umgang mit dem Thema Periode. Dazu braucht es manchmal einfach etwas Mut.
Mut neue Wege zu gehen
Sehr viel Mut bewies auch Susie Hewson 1989 mit dem Schritt ins Unternehmertum. Nachdem sie eine Dokumentation über die Gefahren für Gesundheit und Umwelt durch Chlorbleiche in Hygieneartikeln gesehen hatte, suchte sie nach entsprechenden Alternativen. Leider ohne Erfolg, denn diese gab es bis dato einfach nicht. Sie trat in Kontakt mit den produzierenden Unternehmen, um mehr über die Inhaltsstoffe herauszufinden, doch diese wollten nicht in den Dialog treten. Eine Pflicht zur Ausweisung der Inhaltsstoffe auf Damenhygieneartikeln gab und gibt es nicht. Somit weiß man nicht immer genau welche Stoffe enthalten sind, die potentiell die Intimgesundheit sowie die Umwelt gefährden können.
Fakt ist, dass eine Menge unnötiger Materialien wie Plastik, Superabsorptionsmittel, Farben, Schäume und Düfte in konventionellen Produkten stecken. Die enthaltene Baumwolle wird mit Chlor gebleicht. Dabei wird der krebserregende Giftstoff Dioxin freigesetzt. Zudem wird die Baumwolle im Anbau mit duzenden Chemikalien bzw. Pestiziden behandelt. Braucht es wirklich synthetische und parfümierte Produkte mit Rückständen von Chemikalien, die durch die Schleimhäute sofort in unseren Körper aufgenommen werden? Die klare Antwort lautet nein. Deshalb gründete Susie 1989 als Mutter von zwei jungen Söhnen, ohne Investoren und zu einer Zeit in der das Internet noch nicht verfügbar war, ihr Unternehmen Natracare. Damit war sie weltweit die erste Herstellerin für chlorfreie Baumwolltampons und weitere biologische Produkte rund um das Thema Frauenhygiene. Susie spielt bis heute als Geschäftsführerin von Natracare und Aktivistin eine entscheidende Rolle für die Marke. Die Produktplatte umfasst mittlerweile: Menstruationsprodukte, Babypflegeprodukte und andere aus Baumwolle bestehende Kosmetikartikel.
Natracare – Pionier gesunder und nachhaltiger Frauenhygiene
Bei Natracare werden sämtliche Inhaltsstoffe auf der Verpackung aufgeführt, denn das Unternehmen muss kein Geheimnis daraus machen. Baumwolle wird ausschließlich aus Bio-Anbau bezogen von zertifizierten Farmen aus der Türkei und Pakistan. Diese ist mit dem Global Organic Textile Standard (GOTS) zertifiziert. Die Baumwollpflückerinnen werden fair bezahlt, was einen direkten Beitrag zur Unterstützung ihrer Familien und der Gleichstellung der Frauen darstellt.
Sämtliche Produkte von Natracare sind vollkommen chlorfrei. Es wird ein Sauerstoffbleichverfahren angewendet, das keine Giftstoffe in die Umwelt freisetzt. Dabei werden sämtliche krankheitserregenden Bakterien in der Baumwolle zerstört. Das Rohmaterial ist gereinigt, weiß und vollkommen frei von Dioxinen.
Da konventionelle Tampons häufig nur teilweise aus Baumwolle und einem Anteil Viskose bestehen, gab es früher das Problem der Faserablösung. Daher werden sie heutzutage mit einer synthetischen Hülle aus Kunststoff ummantelt. Die Tampons von Natracare bestehen zu 100% aus Bio-Baumwolle, weshalb es das Problem der Faserablösung nicht gibt. Kunststoff kommt ausschließlich als Biokunststoff aus Pflanzenstärke zum Einsatz. Dadurch sind die Produkte zu über 95% biologisch abbaubar und kompostierbar.
Selbstverständlich enthalten sie auch keine Superabsorber, Erdölderivate, synthetische Bestandteile, Latex oder Duftstoffe. Es kommen ausschließlich natürliche, pflanzenbasierte Materialien aus nachhaltigen Quellen zum Einsatz, welche die Haut atmen lassen. Zudem sind sämtliche Produkte von Natracare vegan.
Übrigens hat Susie die besagte Dokumentation zu Giftstoffen in Hygieneartikeln bereits 1980 gesehen. Es vergingen demnach neun Jahre, in denen sie sich unermüdlich mit dem Thema beschäftigte und ihre Unternehmensgründung vorbereitete. Ich finde dieses Engagement und ihren Mut bewundernswert. Davon braucht es viel mehr, denn nur so werden in Zukunft auch junge Frauen öffentlich in normaler Lautstärke nach einem Tampon fragen, ohne sich dabei zu schämen.
*Dieser Beitrag entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit Natracare.
Ich benutze nur noch meine Menstruationstasse und liebe sie, ich finde es toll, dass es nun auch biovegane Tampons gibt.
Liebe Grüße
Nancy :)
OrangeCosmetics
Menstruationscups finde ich auch klasse! Vor allem wenn man den ganzen Tag unterwegs ist, sind sie sehr sehr praktisch. An manchen Tagen will ich allerdings nicht auf Tampons verzichten. :)
[…] Und wo wir gerade bei Frauenthemen sind: Jess plädiert auf dem Alabaster Blogzine für einen offeneren Umgang mit dem Thema Menstruation. […]