Ordnung im Kopf schaffen: tolerieren, akzeptieren, ändern!
Es gibt Zeiten im Leben, da überschlagen sich die Ereignisse nur so. Das Ende einer langjährigen Beziehung gepaart mit einem großen Projekt an der Uni und die Arbeit am Blog haben bei mir vor zwei Jahren zu einem Kopfchaos geführt, das jedes Labyrinth in den Schatten stellt. Für mich eine anstrengende Phase, in der es mir schwer fiel für Ordnung in meinem Kopf zu sorgen. Ich ziehe für mich immer den Vergleich zu einem Aktenschrank, in den ich meine Erfahrungen samt Resümee und Wissen für die Zukunft einsortiere. Doch aufgrund von Dauerstress hatte ich damals ständig das Gefühl mich und das Erlebte nur unzureichend reflektieren und somit einordnen zu können. Sämtliche Ordner lagen geöffnet auf dem Schreibtisch herum.
Natürlich gibt es Ereignisse – wie beispielsweise eine Trennung – die ihre Zeit und vor allem auch Abstand brauchen, bevor man sie „zu den Akten“ legen kann. Und selbst dann ist nicht gesagt, dass sie für die Ewigkeit an dieser Stelle verharren. Schließlich lernt man stetig über sich und das Leben hinzu. Dann holt man einen alten Ordner hervor, ergänzt Notizen und lagert ihn vielleicht in einem anderen Schubfach wieder ein.
Zu solchen bedeutsamen Ereignissen, die unser Leben unter Umständen entscheidend ändern, kommen noch die kleinen oder größeren Problemchen, Sorgen und Ärgernisse des Alltags. Diese rauben – zumindest mir – häufig mehr geistige Kapazität als sie es womöglich wert sind. Leider neige ich dazu auch solche Kleinigkeiten stark zu durchdenken. Manchmal reicht bereits ein einzelner Satz oder Blick aus, um meinem Gehirn Futter für mehrere Stunden zu bietet. Die Kritik oder auch die unbedachte Handlung eines geliebten Menschen oder die Reaktion eines völlig Fremden auf mein Verhalten. Die Freundin, die sich immer nur dann meldet, wenn es ihr gerade schlecht geht. Der Arbeitskollege, der täglich mit neuen frauenfeindlichen Witzen „brilliert“. Der Verwandte, der eine andere Lebensweise als die eigene nicht nachvollziehen kann und es auch gar nicht erst versucht. Diese eine Angewohnheit des Partners, die einem jedes Mal das Gesicht einschlafen lässt. Typen, die einen beim feiern ungefragt an den Arsch grapschen. Eine Verhaltensweise die man an sich selbst nicht mag, aber dennoch immer wieder an den Tag legt. Und so weiter… Beispiele kennt sicher jeder zur Genüge.
Gerade in stressigen Phasen habe ich manchmal das Gefühl, dass ich mich selbst bei solchen alltäglichen Kleinigkeiten mit meinen Gedanken im Kreis drehe, sie nicht zu Ende denke respektive nicht in meinen Aktenschrank einsortiert bekomme. Dabei wäre das gerade in solchen Zeiten besonders notwendig, um sich im Kopf mehr Raum für Themen zu verschaffen, die gerade wirklich von Relevanz sind.
Im Spätsommer des vergangenen Jahres war ich wieder einmal mit Z. in der Südvorstadt unterwegs. Das Gespräch war sektgeschwängert. Ich steckte mitten in meiner Abschlussarbeit und berichtete davon, wie mich der Stress daran hindert Klarheit im Kopf zu bewahren. Seine Antwort kam promt: Tolerieren, akzeptieren, ändern! Mein schiefer Blick ließ ihn etwas weiter ausholen: Die Lösung bzw. die Antwort für jedes Problem, jede Frage des Alltags lässt sich letztlich in eine dieser drei Kategorien einordnen. Es gibt Dinge, die akzeptiert man einfach. Man erkennt sie an, wie vielleicht eine berechtigte Kritik. Andere Gegebenheiten möchte man nicht akzeptieren, hat aber vielleicht auch nicht die Möglichkeit sie zu ändern oder es wäre mit einem unverhältnismäßigem Aufwand verbunden. Daher toleriert man sie. Und schließlich wären da noch die Sachen, die man weder tolerieren und schon gar nicht akzeptieren kann. Man muss sie ändern.
Das mag für den einen oder anderen nun sehr banal klingen, doch seit diesem Gespräch mit Z. kommen mir die drei Worte häufig in den Sinn, wenn ich gerade mal wieder meinen Gedanken nachhänge. Diese klare Kategorisierung sorgt für Ordnung in meinem Kopf. Habe ich mich erst einmal dazu entschieden Dinge zu akzeptieren oder tolerieren, lege ich sie damit zu den Akten und denke nicht weiter darüber nach. Ich kann mich dann darauf konzentrieren wie ich Probleme angehe, die wirklich einer Änderung bedürfen. Suche ich das Gespräch oder gar die Konfrontation oder muss ich etwas in meinem Verhalten ändern? Zudem habe ich generell wieder mehr geistigen Raum zur Reflexion. Für mich ist „tolerieren, akzeptieren, ändern“ inzwischen wie eine kleine Zauberformel, die mir hilft meine Gedanken zu fokussieren – nicht nur, aber besonders in stressigen Zeiten.
Wie geht ihr mit Chaos im Kopf um?
Ein schönes „Mantra“! Mir hilft systematisches Denke auch sehr, aber die drei Kategorien habe ich so noch nicht benannt. Schwierig ist bei mir, dass ich mich in manchen Situationen dazu zwinge, etwas zu akzeptieren oder zu tolerieren, weil ich Angst vor der Änderung habe. Das kann über einen sehr langen Zeitraum gehen, in dem das Thema nie ganz abgeschlossen ist und immer wieder hoch kommt – wie du so schön geschrieben hast: der Ordner bleibt geöffnet auf dem Schreibtisch. Das Eingestehen, wie ich zu einer Person, zu mir selbst, Wünschen und Emotionen stehe, ist häufig Dreh- und Angelpunkt.
Ein Vorgehen, was dann helfen kann, ist erst nur urteilslos zu beobachten („was fühle ich“), dann nach und nach zu hinterfragen („warum“) und dann zu lösen („wie gehe ich das Problem jetzt an“).
Ha, wirklich ein schönes Mantra. Erinnert mich an diesen leicht überstrapazierten Spruch:
„Ich wüsche dir Gelassenheit, Dinge anzunehmen, die du nicht ändern kannst – Kraft Dinge anzugehen, die du ändern kannst und Weisheit, das eine vom anderen unterscheiden zu können.“
Ein feines Motto und eine Lebensaufgabe. :)
Ein tolles Mantra, da schließe ich mich an.
Ich muss sagen, dass ich mit zunehmendem Alter, vor allem aber auch durch meinen Job, tatsächlich wesentlich gelassener geworden bin und damit auch nicht mehr so viel Kopfchaos habe. Allerdings neige ich dennoch dazu, viel zu viel nachzudenken; da hilft die Kategorisierung wirklich. Danke für das Teilhaben lassen!
Ein wirklich fantastischer Ansatz…eigentlich so simpel, aber wenn man in seinem Gedankenwahnsinn feststeckt, kommt man nicht mal mehr auf die einfachsten Dinge!
ich durchdenke auch vieles zu oft und bis ins Detail. Oft wird mir das Gewicht von Worten auch erst hinterher richtig bewusst, in dem Moment in dem sie ausgesprochen wurden, pflichte ich ihnen noch gar nicht zu viel Aufmerksamkeit bei!
Vielleicht sollte ich mir dieses „Sortierungs-Mantra“ auch mal zu Herzen nehmen!
tolerieren, akzeptieren, ändern – los gehts!
Liebe Grüße
Jenny
http://www.fitandsparklinglife.com
Naja den Satz kennt man ja aus dem stressmanagement: Love it change it or leave it… Ist aber oft einfacher gesagt als getan…