Kann ich voll gut. Nicht.
Erst vor ein paar Wochen hat mich ein Artikel von Lina dazu gebracht mein persönliches Plädoyer für den Optimismus zu verfassen. Nun hat sie mich erneut zu einem Beitrag inspiriert. Unter der Headline „Voll so gar nicht“ berichtet Lina von ihren Unzulänglichkeiten und genau das mache ich jetzt auch!
1. Multitasking
Frauen sind multitaskingfähig und Männer nicht. Eine längst widerlegte These, die sich aber ebenso hartnäckig hält, wie die Behauptung, dass Coitus interruptus eine sichere Verhütungsmethode sei.
Ich bin definitiv nur beschränkt dazu in der Lage mehrere Tätigkeiten gleichzeitig auszuführen. Sobald ich in zwei Richtungen denken muss, wird es schwierig. Ich bewundere Menschen, die parallel lesen und zuhören oder Nachrichten schreiben und sprechen können. Das gelingt mir nämlich nicht. Kürzlich war ich nach der Arbeit auf dem Weg zum Einkaufen. Ich wusste eigentlich nur, dass der Kühlschrank leer ist und ich Lebensmittel für die nächsten Tage brauche – ansonsten planlos. Dann rief mich Mia an. Etwa 30 Minuten später habe ich das Gespräch beendet. Zu diesem Zeitpunkt stand ich bereits 20 Minuten telefonierend vor dem Gemüseregal im Eingangsbereich des Geschäfts. Ich habe es einfach nicht geschafft mir parallel zum Telefonat zu überlegen, was ich in den kommenden Tagen essen/kochen möchte.
2. ein Ende finden
Vor drei Wochen bin ich Samstagnacht nach einer Familienfeier noch zu einem Geburtstag gefahren. Ich wollte nicht mehr lang bleiben – immerhin hatte ich mir vorgenommen am Sonntag noch Einiges zu schaffen. Wir waren 8 Uhr morgens zu Hause… und dann standen wir noch bis 12 Uhr mittags in der Küche, haben getanzt und Wodka getrunken und lustige Sprachnachrichten via WhatsApp verschickt. Wenn ich Spaß habe und angetrunken bin, dann finde ich einfach kein Ende, egal wie sehr ich es mir vorgenommen habe. Konsequenz ist in solchen Situationen definitiv nicht meine Stärke.
3. Kommasetzung
Rechtschreibung und Kommasetzung waren für mich schon zu Schulzeiten das pure Grauen. In Diktaten hatte ich immer irgendwas zwischen 4- und 6. Das mit der Rechtschreibung hat sich inzwischen gebessert. Kommaregeln beherrsche ich noch immer nicht und setze die kleinen Biester vorrangig nach Gefühl. Mia ließt zum Glück die meisten meiner Artikel nach Veröffentlichung noch einmal Korrektur. Ich erhalten dann ab und an Nachrichten wie: „Warst du angetrunken als du den Text geschrieben hast?“ (Hm…vielleicht ein bisschen…) oder „Schöner Artikel. Ich hab drei Kommafehler korrigiert.“ Danke Mia! Und liebe Lina, ich finde es überhaupt nicht unhöflich, wenn man mich auf Fehler hinweist. Wie soll man denn sonst dazu lernen?
4. meine Zuversicht abschalten
Ich bin ein gnadenloser Optimist und habe immer eine positive Erwartungshaltung. Mag die Gegenwart schon rosig sein, die Zukunft wird garantiert noch viel besser und am Ende sowieso alles gut. Wenn Freunde schon keine Hoffnung mehr haben, sehe ich noch Wege und Möglichkeiten. In den seltenen Fällen, in denen selbst ich in einer verfahrenen Situation keine Chance mehr erkenne (außer natürlich den Erfahrungswert), ist es garantiert schon dreimal zu spät. Manchmal würde es mir gut tun die Dinge realistischer zu betrachten, aber ich kann meine Zuversicht einfach nicht abschalten.
5. zeitig aufstehen
Wenn 7:30 Uhr der Wecker des iPhone klingelt, dann freue ich mich auf neun Minuten in denen ich noch schlummern kann. Und danach auf weitere neun Minuten und so weiter. Meist stehe ich dann gegen 8:30 Uhr auf. Oder 9 Uhr. Oder auch mal gegen 10 Uhr. Ich bin einfach kein Frühaufsteher und generell lieber am späten Abend produktiv als morgens.
6. etwas im Stream verpassen
Eine schon fast zwanghafte und davon abgesehen einfach idiotische Anwandlung, die hauptsächlich bei Facebook (aber auch Instagram) zum Tragen kommt. Wenn ich online gehe, muss ich in meinem Stream erst einmal so weit nach unten scrollen, bis ich zu einer mir bekannten Statusmeldung gelange. Das ist besonders zeitaufwändig, wenn man mal ein bis zwei Tage gar nicht online war. Aber ich könnte ja etwas verpassen. Mir ist bewusst, dass das sowieso passiert, da Facebook den Stream ja quasi für mich filtert. Warum tue ich das nur?
7. Fremdsprachen
Für mich persönlich eines meiner größten Defizite. Schon die englische Sprache fällt mir schwer. Dennoch versuche ich mich nicht davor zu scheuen. Ich finde es schließlich auch nicht schlimm, wenn ein nicht Deutsch-Muttersprachler die Grammatik verhaut oder gewisse Vokabeln nicht kennt. Ich hoffe mal, dass es meine englischsprachigen Gesprächspartnern auch so sehen. Besser Fehler machen als es gar nicht erst versuchen.
8. Geld sparen
Geld sparen gelingt mir nur mit einem konkreten Ziel z.B. für eine größere Anschaffung oder eine Unternehmung. Aber ohne bestimmten Grund einfach so etwas Geld beiseitelegen? Nichts, was mir je passiert wäre. Vielleicht wenn ich groß bin.
9. konstant Ordnung halten
Natürlich könnte man alle zwei Tage den Abwasch machen, aber man kann auch einfach warten bis kein Geschirr mehr im Schrank ist und sämtliche Arbeitsflächen in der Küche zugestellt sind. Ich räume auch meinen Schreibtisch erst dann auf, wenn ich nichts mehr finde. Anstatt die eine Tüte Müll gleich mit nach unten zu nehmen, warte ich lieber bis ich zwei oder drei davon habe. Zusammen mit dem Bioabfall und den Kartons für die Papiertonne, balanciere ich dann alles auf einmal nach unten in der Hoffnung, dass mir im Treppenhaus nichts runterfällt. Und wenn ich Fenster putze, dann ist es auf einmal richtig hell in der Wohnung.
10. Klopapier falsch herum hängen lassen
Leute, die Rolle muss so herum hängen, dass das Papier nach vorn abgerollt wird und nicht hinten an der Wand entlang. Das ist einfach nicht richtig! Bei Freunden im Badezimmer korrigiere ich diesen offensichtlichen Fehler auch gern mal.
Kommt euch irgendetwas davon bekannt vor? Was könnt ihr voll gut nicht?
Also die Klorolle bei Fremden, Freunden und in der Bürotoilette zu korrigieren ist sowas von selbstverständlich für mich :D
Tiiiihihihihi…ja ich hab das auch schon in der Uni gebracht. xD
Auch ich zähle mich zu den bekennenden Klorollen-Umdrehern – egal wo, egal wann. Und Kommasetzung… ach, lassen wir das. Mir gefällt die Postidee/der Tag. Darf ich mich durch dich inspiriert in die liebenswerte Galerie der Unzulänglichen einreihen?
Super gern liebe Vero – ich brenne quasi darauf deine Defizite zu erfahren! :)))
Ach liebe Jess,
wie beruhigend solche Blogposts sind. Man fühlt sich danach einfach normaler.
Ich kann nicht meine gute Erziehung zeigen, wenn ich sehr hungrig bin. Ich werde einfach zu der Diva aus der Snickers-Werbung – sehr zum Leidwesen meiner Mitmenschen ;)
Und ich kann nicht wirklich ruhig bleiben. Wenn ich Stress habe (ob realen oder von mir selbst produzierten), kann ich nicht konzentriert und logisch handeln. Sondern versuche einfach alles auf einmal – was (wer hätte es gedacht) nicht funktioniert. Geht also mit deinem Multitasking ein bisschen einher.
Ich glaube, solche kleinen Dinge, zeichnen uns aber eben auch zu dem Menschen aus, der wir sind. Und unsere Familie und Freunde kommen ja meistens damit klar ;) Oder versuchen uns in die richtige Richtung zu stupsen … also uns zu helfen ;)
Grünste Grüße
Hihi! Also Menschen, die ihre gute Erziehung vergessen, wenn sie hungrig sind, kenne ich auch aus meinem Freundeskreis. Finde ich zumeist sehr unterhaltsam. :D Und du hast Recht – solche kleinen „Defizite“ machen den Menschen aus und damit auch liebenswert. :)))
Und das mit dem Stress kenne ich in abgewandelter Form. Ich bin ja so ein Mensch, der immer spät dran ist und wenn dann noch jemand zusätzlich anfängt zu drängeln, werde ich erst recht nicht fertig. :D
Oh ja, die Klopapierrolle… Ich dreh sie auch immer um.
Du bist nicht allein! :D
Hihi, lustiger Post. :)
Hm, ich kann voll gut nicht mit weniger als 8 Stunden Schlaf auskommen. Dann bin ich von pienzig, bis hin zu aggressiv. Ansonsten geht es mir wie dir mit Punkt 9. Ich verbreite einfach überall mein Chaos, auch wenn ich nur über’s Wochenende bei einer Freundin zu Besuch bin. =D Das ist allerdings nicht Absicht, sondern „passiert irgendwie“ unbewusst. =P
Ansonsten bin ich auch echt scheiße, was so Sisyphus-Arbeit angeht. Ich gehör einfach zu den Grobmotorikern und hab für feinsäuberliches Ausmalen von Mandalas keine Geduld. =D
Das ist echt befreiend…über so was sollten wir öfters schreiben. :)
Pienzig? Noch nie gehört! Voll das putzige Wort! :D Und schön beschreiben! Ich mach die Wohnung auch nicht absichtlich dreckig….das passiert eben irgendwie so!^^
In Sisyphusarbeiten bin ich übrigens voll gut. Früher in der Schule konnte ich sehr gut abmalen. Ein Bleistiftportrait nach Vorlage eines Fotos ist mir perfekt gelungen. Dafür war ich nie wirklich gut darin eigene Ideen ohne Vorlage umzusetzen.
Echt? Also zur Erklärung, wenn man pienzig ist oder rumpienzt, wie der Pfälzer sagt =D, dann ist man weinerlich und einfach nervtötend. In meinem Fall vielleicht auch latent aggressiv. =D
Ne ne, ich wollte mich letztes Jahr während meines Portugalurlaubs mal wieder darin testen und wie meine Freundin so eine Fließe mit einem Muster bemalen und hab total die Krise in dem Laden gekriegt. xD Während meine Freundin das Bemalen total entspannend und meditativ fand, hab ich nur vor mich hingeschimpft. Daher ist das Thema für die nächsten Jahre erst Mal wieder beendet. =P
Ahaha, klasse! Das ein oder andere, zB das mit dem Aufräumen, kann ich so auch unterschreiben.
Hauptsache man fühlt sich in seinem Chaos wohl! Wobei das bei mir dann auch Grenzen hat… xD
Lustig, fast alles davon kann ich voll gut gut! Ich bin wohl das Gegenteil von Dir :-))
Abgesehen von den Sprachen, da geht es mir (leider) genauso wie Dir.
Krass! Dann würde ich von dir gern auch 10 Dinge lesen, die du voll gut nicht kannst. Vielleicht sind das genau die Sachen, die mir liegen. Ich hab z.B. voll den guten Orientierungssinn. :D
Hm …. also mit einem guten Orientierungssinn kann ich zum Beispiel nur in der „Wildnis“ punkten. Wald, Feld & Wiesen – kein Problem. Dafür verlaufe ich mich selbst im großen Einkaufszentrum oder in der Stadt. Dabei bin ich in der Stadt aufgewachsen (1) ….
Was ich zum Beispiel voll gut nicht kann ist Smalltalk (2). Ich kann es einfach nicht. Vor allem nicht bei Fremden. Mir fällt nie etwas ein, außer vielleicht das Wetter…schrecklich, oder? :-) Ich schweige mein Gegenüber lieber an, was mir auch keinerlei Unbehagen bereitet.
Voll gut nicht kann ich Lügen (3). Nicht einmal Notlügen kann ich glaubhaft rüberbringen.
Ich kann auch voll gut nicht filigrane Arbeiten erledigen oder Essen, ohne zu kleckern/püttern (4).
Ich kann voll gut nicht lange Joggen (5). Ich kann den ganzen Tag Wandern, aber Joggen liegt mir nicht. Im Sprinten hatte ich früher immer eine 1, im Dauerlauf nur eine 3. Das hat sich bis heute nicht groß verändert.
Ich kann voll gut nicht die Nächte durchmachen (6), bin absolut keine Nachteule sondern eher eine Rentnerin, die pünktlich ins Bett gehen muss und dann lieber früh aufsteht.
Ich kann voll gut nicht Nachmittags arbeiten (7), ich fange lieber richtig früh an und habe lieber früher wieder frei. Schichtdienst käme daher nie für mich in Frage, ich brauche geregelte Arbeitszeiten.
Ich kann voll gut nicht Kopfrechnen (8). Es fehlt mir zwar nicht grundsätzlich am mathematischen Verständnis, generell war ich immer eher der naturwissenschaftliche Typ – aber ich habe Kopfrechnen einfach nie richtig gelernt und bin ultralangsam.
Ich kann mich voll gut nicht gezielt modisch kleiden (9) – ich trage, was mir gefällt, zufälligerweise passt es auch immer irgendwie zusammen, aber ich habe zum Beispiel keine Ahnung von Modetrends oder davon, „was man gerade so trägt“.
Ich kann voll nicht gut auf hohen Schuhen laufen (10). Ich knicke früher oder später immer damit um, ich schaffe es sogar, in Turnschuhen umzuknicken.
Das waren zehn, yeah :-))
Danke fürs Aufgreifen! Finde ich sehr spannend!
Also Multitasking kann ich auch absolut nicht! Ich bin völlig überfordert, wenn jemand mit mir reden will, während ich nur ein Instagrambild poste oder so ;) Und das mit der Klorolle – da erkenne ich mich auch wieder. Es verursacht mir fast körperliches Unbehagen, so etwas zu sehen!
Haha ja! Ich wurde letztens als die schlechteste Instagram(m?)erin der Welt bezeichnet, weil ich reichlich 20 Minuten gebraucht habe, bis das Bild endlich mit allen Hashtags versehen war und abgesendet wurde. Der Grund? Mein Gegenüber hat einfach nicht aufgehört mit mir zu sprechen! Und dann diese grobe Beleidigung. :D
Öhm ja, soviel zu Multitasking…
Wenn ich einen Blogbeitrag schreibe und neben mir meinen Lieblingsmenschen TIPPEN höre oder er mich von der Arbeit aus im Messenger antickert, reicht das aus, um mich vollkommen aus der Konzentration zu reißen.
Dies führt unweigerlich zu noch mehr Kommafehlern als ich ohnehin schon fabriziere. ^^
Na ja und Klopapier… das gehört defintiv nach vorn abgerollt. Pfffff…..
Haha – das klingt jetzt aber weniger nach fehlender Multitaskingfähigkeit, sondern mehr so als bist du gerade voll in love! *.* :D
Liebe Jess,
ich habe mich köstlich amüsiert, weil mir so einiges bekannt vorkam ^^ !
Ich bin auch so gar nicht multitasking-fähig…dein Einkaufsbeispiel passiert mir auch ständig, weshalb ich beim Einkaufen nicht mehr ans Handy gehe x) .
Und Kommasetzung?! Komischerweise ist mir das in der Schule nicht so schwer gefallen, aber nach dutzenden Rechtschreibreformen bin ich offensichtlich so durcheinadergekommen, dass ich auch Komma nicht mehr setzen kann x) ..immer nach Gefühl!
Ich scrolle übrigens auch immer fast schon zwanghaft bis zum Ende meines instagram- und bloglovin-feeds, damit ich auch ja nichts verpasse. Liebe Grüße (: .
Es ist doch irgendwie herrlich beruhigend, dass man nicht allein mit seinen Defiziten ist. :D
[…] In Anlehnung an einen meiner letzten Artikel: Was könnt ihr voll gut? Nicht! Jula: Geduld. Cooler Artikel, btw! Anna: Geduld. Jula: Wir hätten gerne alles sofort und genau so, […]