2014

Wohin bist du verschwunden süßes Wochenende? Es ist gefühlt keine zwei Sekunden her, dass ich mich zu den schiebenden Melodien, den polternden Bässen der Nacht bewegt habe. Mein Kleingeld ist längst aufgebraucht. Kein Problem – ich bin eh schon viel zu betrunken und fülle meine Flasche immer wieder mit Wasser auf. Hier und da bekomme ich einen Schluck Bier oder Sekt im Tausch gegen mein Wasser angeboten. In diesen Momenten frage ich mich, ob es nicht offensichtlich ist, dass mein Wasser (aus einer Mate-Flasche) Marke Rohrperle ist. Fällt es den Anderen nicht auf? Ist es ihnen egal oder hoffen sie darauf, dass mein Wasser mit Irgendetwas versetzt ist, so wie ich hoffe, dass ihr Bier nach wie vor einem Reinheitsgebot entspricht? Keine Ahnung! Am Ende auch egal, denn es sind Randgedanken. Es ist Sonntagmorgen, halb 9 und ich warte eigentlich –  nein, streich das eigentlich – ich warte seit mehr oder weniger 6 – 8 (oder sind es bereits 10?) Stunden auf deine Anwesenheit. Ich habe mir schon gedacht, dass du beim Treffen mit meinen Freunden nicht dabei sein wirst, aber ich habe irgendwie so sehr gehofft, dass du danach noch auf Party auftauchen wirst. Du wusstest immerhin genau wo ich bin. Wir hätten rummachen und dann zusammen nach Hause tingeln können, natürlich nicht ohne Brötchen beim Bäcker zu holen. 

Montagmorgen: Ich denk mir „Alter – fick dich!“ Aber morgen oder Donnerstag, wenn du fragst, was ich Freitag mache, werd ich dir trotzdem antworten. Ich weiß, dass das nur eine Phase ist und du mir egal sein wirst, sobald ich jemanden kennenlerne, der spannender ist als du.

Genau so war es. Es hat nur ein paar Wochen gedauert.

2019

Heute: Ich wache auf – du liegst neben mir – so wie jeden Tag. Ich bin glücklich darüber – so wie jeden Tag. Wirklich jeden einzelnen Tag, denn du bist der großartigste Mensch, den ich mir vorstellen kann. Dennoch beschleicht mich manchmal die Sehnsucht nach meinem Single-Dasein. Oder viel mehr der Gefühlswelt dieser Zeit. Wenn mir jemand vom ersten Kuss berichtet oder ich mit Freundinnen WhatsApp Nachrichten in kleinste Stücke zerlege und wir den Raum zwischen den Zeilen immer größer werden lassen. Dann erinnere ich mich an meine Zeit allein. An das verlieben und entlieben. Gefühlt gab es damals nur zu Tode betrübt oder himmelhoch jauchzend – die Bipolarität der Einsamkeit. Eine unendliche Sinuskurve der Gefühle. Wobei Einsamkeit hart übertrieben ist, denn allein war ich nicht wirklich und habe mich auch nicht so gefühlt. Nur manchmal vielleicht. Wie dem auch sei, nach dem anfänglichen Genuss als Single, war ich bereits nach wenigen Monaten genervt von diesen starken Gefühlen – immer wieder auf und ab. Von meiner Beziehung bin ich nicht genervt. Nie. Selbstverständlich gibt es ab und an schwierige Tage oder Phasen, doch diese stellen uns nicht generell in Frage, sondern sorgen für gemeinsames Wachstum. Der Gedanke an uns 10, 20 oder 50 Jahre in der Zukunft macht mir keine Angst. Im Gegenteil – er macht mich selig. Als Single habe ich mir diese Seligkeit gewünscht. Die Sicherheit und Überzeugung mit genau diesem einen Menschen zusammen zu sein ohne Mindesthaltbarkeitsdatum.

Als ich heute zufällig diesen alten Text von 2014 gefunden habe, hat mich die Sehnsucht dennoch wieder einmal gepackt. Komisch eigentlich, denn er trieft nur so vor Sehnsucht. Sehnsucht nach dem, was mir nun jeden Tag zu Teil wird. Trotzdem vermisse ich manchmal diese starken Gefühle, die sich durch den ganzen Körper ziehen wie der rollende Bass im Club. Ich denke das ist normal.