Sarah’s Themen 2018 – selbstständig und selbstverliebt?
Rückblick: Heute ist der erste Weihnachtsfeiertag 2018 und ich sitze mit der Familie beim Frühstück. Ein Jahr ist vergangen und wir kommen zusammen. Wir diskutieren über die Gesellschaft.
In diesem Jahr bin ich 30 geworden. In meiner Entwicklung hat mich die Nach-Wende-Zeit geprägt. Ich bin mit offenen Grenzen und Erdbeeren im Winter groß geworden. Kriege gab es nur weit entfernt und ich war gut abgelenkt von den Stars und Sternchen der 2000er. Den Werten meiner Eltern, nach dem Auszug eine eigene Wohnung zu haben, eine ordentliche Schrankwand und einen Fernseher, konnte ich wie so viele nur wenig abgewinnen. Selbstverwirklichung, Erfüllung im Berufsleben – das war meine Motivation früher von der Schule zu gehen, später den Job zu kündigen und mich selbstständig zu machen.
Diesem Drang nach Selbstverwirklichung und Flexibilität folgen viele. Freelancer Tätigkeiten werden mehr, auch durch die Digitalisierung und Technik, die ganze Produktionsabläufe und somit Arbeitsplätze ersetzen können. Einigen neuen Tätigkeiten kann man nur als Freelancer nachgehen und für viele ist es der Ausweg aus der Arbeitslosigkeit (der Gründungszuschuss basiert schließlich auf einer vorliegenden Arbeitslosigkeit).
Better Together.
In meiner idealisierten Vorstellung unserer Welt (ich bin halt eine alte Träumerin) sehe ich einen Anstieg von Selbstständigen als positiv. Kann dann doch die Work-Life-Balance besser mitbestimmt werden, da sie in der eigenen Verantwortung liegt. Haben wir mehr Zeit füreinander und werden eine große Gemeinschaft von freien Arbeitern, die eine Stimme haben und das (steuerliche/finanzielle) System beeinflussen können. Bestärkt werde ich durch Entwicklungen wie der Anpassung von Krankenversicherungsbeiträgen für Selbstständige ab 2019. Da passiert doch etwas!
Auf der anderen Seite steigt da mein Vater mit dem Argument ein, dass dadurch unser soziales System zerstört wird. Dass die Ausbeutung von Menschen durch Unternehmen einfacher wird, da Selbstständige eben für sich allein und auch noch in Konkurrenz zueinander stehen. Konzepte wie ein bedingungsloses Grundeinkommen können da ansetzen um den Druck zu verringern. Müssen wir uns doch eh mit dem Zustand anfreunden, dass es in Zukunft nicht für alle eine Beschäftigung geben wird (Technik ersetzt Arbeitskraft).
Und da kommen wir zu dem Thema die Erfüllung im Beruf zu finden. Unsere Generation ist die erste, die sich so intensiv mit sich selbst auseinandersetzt. Persönlichkeitsentwicklung, das innere Kind, Bedürfnisse, Spiritualität – es ist kein Wunder, dass unsere Trendthemen der letzten und der kommenden Jahre in diesen Bereichen spielen. Jetzt versuchen wir die Balance zu finden zwischen Selbstzentriertheit und dem Ziel durch Selbstliebe und – reflexion ein glückliches Leben zu führen und damit für die Herausforderungen der neuen Zeit bereit zu sein. Wir suchen die Erfüllung in uns.
One Day Our Generation Is Gonna Rule The Population.
Jetzt habe ich ganz schön allgemein gesprochen. In diesem Jahr waren diese Themen aber wichtig für mich und ich habe nicht das Gefühl damit schon abgeschlossen zu haben. Ich befinde mich noch im Prozess, meiner persönlichen Trial-and-Error-Phase. Ein kleines Zwischenfazit? Je mehr ich über mich herausfinde – über die Dinge, die mir gut tun, meine Ziele und Wünsche – um so besser kann ich in allen anderen Belangen entscheiden. Umso selbstsicherer werde ich und umso wertvoller wird meine Arbeit. Gemeinschaft macht mich glücklich und gemeinsam haben wir eine Stimme. Verlieren wir uns nicht in uns selbst, haben wir die Chance eine Gesellschaft zu erschaffen, die uns gut tut.
Ich freue mich über eure Jahresthemen – was hat euch 2018 beschäftigt? Habt einen feinen Jahresausklang!
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