Und dann begann ich etwas, das niemandem gut tut. Ich fing an zu vergleichen.
Hallo liebe Yogis, eigentlich hatte ich einen ganz anderen Artikel in Vorbereitung, doch ich komme nicht dazu ihn fertigzustellen. Und wisst ihr warum? Weil es gerade nicht passt über dieses Thema zu schreiben, denn es geht um Yoga Lifestyle in Verbindung mit einem 9-to-5 Job. Und irgendwie struggle ich gerade ziemlich mit meinem sog. „Yoga Lifestyle“, wenn man das denn so nennen will.
Die harten Fakten
Ich war sehr sehr sehr selten zur Praxis im Ashtanga Shala. Ich war noch seltener in anderen Yogastudios, um dort an einer Hatha- oder Vinyasa-Stunde teilzunehmen. Auch meine Matte zu Hause wird nicht so oft ausgerollt, wie ich mir so vorstelle und es eigentlich auch von mir verlange. Meine letzte Unterrichtsstunde ist mir auch zu lange her. Und warum? Tja. Gründe gibt es immer viele und keine, daher versuche ich die hier erstmal außen vor zu lassen. Es ist einfach wie es ist.
Ich habe hier bereits meine liebsten Instagram Yogis vorgestellt, berichtete davon, welche Yogis mich inspirieren und – ja, das kann man schon so sagen – wer mir ein Vorbild ist.
Doch gerade über die letzten Monate bemerkte ich immer wieder, dass sich mein Blick und meine Einstellung veränderte. Nach und nach hat sich etwas eingeschlichen, das ganz und gar unyogisch ist und auch sonst niemandem gut tut: vergleichen.
Ein bisschen als würde man im Yogastudio grundsätzlich auf die Matte links und rechts neben einem schauen, um zu sehen, ob der Nachbar tiefer in der Vorbeuge ist oder kontrollierter im Chaturanga.
Was bringt uns das? Ansporn? Inspiration? Ja! Aber es kann in manchen Lebenslagen auch etwas anderes hervorholen. Und es setzt sich vielleicht etwas fest, das uns nicht hilft und auch nicht weiter bringt. Und das ist das Gefühl, nicht gut genug zu sein.
Sind meine Yogastunden spannend genug, interessant genug, fordernd genug? Sollte ich mich bei vielen Studios vorstellen, um dort Aushilfsstunden zu unterrichten oder ist es in Ordnung, das nicht zu machen, weil mein Berufsleben meine Zeit bereits stark beansprucht? Kann ich mich Ashtangi nennen, wenn ich gar nicht 6 Mal in der Woche auf der Matte stehe? Um ganz ehrlich zu sein, nicht mal 2 Mal in der Woche aktuell. Ist meine Lehrerin enttäuscht? Gebe ich genug? Übe ich genug? Bin ich spirituell genug, um Yogalehrerin zu sein? Sollte ich nicht inzwischen ein weiteres Training machen? Soll ich nach Thailand, Indonesien oder Indien ziehen oder zumindest reisen? Warum kann ich noch keinen Handstand? Ich hatte doch schon angefangen zu üben und ich war doch schon so gut. Warum kann ich noch kein richtiges Rad?
Das „nach links und rechts linsens“ hat meinen „Yoga Lifestyle“ ein bisschen aufgefressen. Ich habe mich so schnell so abgestoßen gefühlt, ich wollte überhaupt nicht mehr auf meine Matte. Ständig hatte ich das Gefühl, ich müsse mich rechtfertigen. Aber vor wem denn? Irgendwann war’s mir dann klar: nur vor mir.
Ist das „Leben als Yogi“ ein Wettbewerb? Natürlich nicht! Muss ich besser oder mindestens genauso gut sein wie meine Mit-Yogis oder so viel oder mehr unterrichten als meine Mit-Absolventen der Ausbildung? Warum sollte ich?
Was ich gelernt habe
Die An- oder Abwesenheit einer physischen Praxis definiert mich oder irgendjemanden nicht als Yogi. Yoga ist doch so viel mehr als Körperübungen, wie ich auch bereits oft genug selbst betont habe. Der Vergleich mit anderen hat mir leider die Inspiration und ein Stück weit die Freude an meiner Zeit auf der Matte genommen. Doch diese sehr schwierige Zeit, in der ich gerade auch noch stecke, hat mir einiges gelehrt:
- Ich definiere selbst, welche Art der Praxis mir gerade gut tut und entscheide selbst, was ich in der Gesamtheit gerade brauche.
- Nur weil ich sonst sehr körperliches Yoga gemacht habe, heißt das nicht, dass dies für immer genug sein wird.
- Meditation und Pranayama sind Yoga.
- Life happens.
Für mich bedeutet das, daran zu arbeiten mich als Yogini nicht als Projekt zu begreifen und den Vergleich mit anderen so gut als möglich zu vermeiden. Es ist irgendwie seltsam komisch, wie ich als vermeintlich achtsamer Mensch davon abkommen und mich verlieren konnte.
Yoga ist eben etwas, das uns in jeder Lebenslage begleitet, wenn wir das zulassen. Also lasse ich zu, dass Yoga mich auf meine ganz eigene Art jetzt durch diese Zeit begleitet. Aktuell besuche ich hin und wieder Yogastunden mit Freunden, einfach so, als Spaß und um eine gute Zeit auf der Matte zu haben. Meditiere hin und wieder. Versuche meinen Flow zu finden, meinen eigenen. Und ich glaub, es wird. Ganz ohne Druck.
Namasté, ihr Lieben!
Fotos von OUIIUO Photo & Style für New Moon Club.
Outfits von OGNX Yoga.
Fotolocation: Berghütte Vogtland.
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