Be nice or go away
Sei nett oder geh weg! Besser noch würde mir ein „be happy or go away“-Pullover gefallen, der mir alle Schattenseiten des Lebens vom Leib hält. Immer wieder beobachte ich, dass mich die Sorgen und Ängste meiner liebsten Mitmenschen anstecken und ich mich nach endlosen Deeptalks emotional aufgewühlt fühle. Andersherrum genauso: Lache ich mit Freunden den lieben langen Tag, fühle ich mich energiegeladen. Ich bin mir sicher, ihr kennt das! Was hinter all dem steckt und wie wir diesen spannenden Effekt nutzen können, erfahrt ihr hier.
Ich fühle was, was du auch fühlst.
Stell dir vor, ich gähne mit offenem Mund und du hörst das genussvolle Seuftzen. Wir alle wissen, was nun passiert! Wir sehen, wie ein anderer Mensch gähnt und schon überkommt es uns: wir gähnen mit. Oder wenn uns die nette Kassiererin freundlich anlächelt und wir reflexartig zurücklächeln ohne nachzudenken. Spooky? Nein, ganz normal! Dass wir empfinden, was andere empfinden, gehört zur Natur des Menschen. Wir nehmen an den Gefühlen und Emotionen anderer Teil – ganz egal, ob Freude oder Trauer.
Grund hierfür sind kleine Nervenzellen im Gehirn, die wissenschaftlich als “Spiegelneuronen” bezeichnet werden. Wir verdanken ihnen unsere Empathie und machen uns zu den sozialen und mitfühlenden Menschen, die wir sind. Ansteckend können Gefühle und Emotionen also tatsächlich sein, aber zum Glück ist das nicht vergleichbar mit einer fiesen Grippe. Nichtsdestotrotz erfahren wir den Schmerz oder die Freude anderer gleichermaßen kraftvoll. Forscher haben sogar herausgefunden, dass wir den gleichen Schmerz empfinden, den jemand verspürt, der sich gerade in den Finger geschnitten hat. Voraussetzung dafür ist, dass wir es mit eigenen Augen sehen.
Fun Fact: Bei Affen wurde beobachtet, dass die gleiche Nervenzelle reagiert, wenn ein Mensch statt dem Affen selbst eine Banane oder Nuss isst.
Die gleiche Wellenlänge.
Wir haben es alle schon erlebt: Besteht eine emotionale Bindung zwischen zwei Menschen – ob beste Freundinnen oder Partner – so gleichen sich Mimik und Gestik häufig aufeinander ab. Plötzlich sagt man dieselben Dinge, nimmt die gleiche Körperhaltung ein oder greift auf die gleichen Gestiken zurück. Das ist ein ganz natürlicher Prozess, denn umso ähnlicher uns jemand ist, umso sympathischer finden wir ihn. Wir befinden uns dann quasi auf der gleichen Wellenlänger. Diese spannende Erkenntnis kannst du bewusst für dich selbst nutzen. Das klingt im ersten Moment manipulativ, kann die zwischenmenschliche Beziehung aber auch erleichtern, in dem ihr aktiv eine positive Stimmung schafft. Probiert es einfach mal aus, wenn ihr das nächste Mal eine/n Freund*in mit schlechter Laune trefft.
Die Dos & Don’ts
Let’s get it on: Übernehmt die Mimik oder Gestik eures geknickten Freundes, z.B. mit einem ähnlichen Gesichtsausdruck oder einer ähnlichen Sitzposition. So signalisiert ihr, dass ihr den aktuellen Gefühlszustand eures Gegenübers nachempfinden könnt. Mit der Zeit versucht ihr glücklicher zu wirken. Das funktioniert mit einem dezenten Lächeln oder einer glücklicheren Stimmlage. Durch eure emotionale Verbindung kann es sein, dass euer Freund der Gestik oder Mimik folgt und sich die Stimmung verbessert. Passiert das, könnt ihr versuchen, auch das Gespräch in eine positivere Richtung zu lenken. Klappt das nicht, groovt ihr euch am besten nochmal im “sadmode” ein und macht nach ein paar Minuten einen neuen Versuch.
Wie für alle zwischenmenschlichen Verhaltensmuster gibt es auch hierfür Regeln, die es sich einzuhalten lohnt. Die wohl wichtigste ist, dass alle Nachahmungen subtil erfolgen. In Zeiten von Trennung, Schmerz oder Angst schafft es mehr Unmut als Tröstung, wenn euer Gegenüber sich nicht ernstgenommen oder gar nachgeäfft fühlt. Auch das Umschwenken auf positive Gesprächsthemen bedarf Fingerspitzengefühl. Von prickelnder, neuer Liebe zu erzählen während sich euer Freund in Trennung befindet, ist logischerweise keine gute Taktik.
Natürlich könnte ihr diesen Effekt auch für euch selbst nutzen, indem ihr eure Freunde bittet, sie bei euch anzuwenden und so die Stimmung zu heben.
In diesem Sinne: GoodLuck,
Eure Vivi
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