5 Fakten über Frühlingsgefühle
Vor ein paar Wochen spazierte ich nach einem gemütlichen Sonntag bei Freunden in der Abendsonne an der Alster entlang nach Hause. Innerhalb von 15 Minuten sah ich drei sehr verliebte, sich küssende Paare. Und meine kleine Statistik berücksichtigt nur das Geschehen an Land … Wer weiß, was zu dieser Zeit an Bord der Tretboote auf dem Wasser geschah!
Was macht der Frühling mit uns? Warum verabschieden sich spätestens im Mai selbst überzeugte Singles aus ihrem Singledasein und erfreuen sich an der Zweisamkeit? Was löst mit der ersten Blüte die Sehnsucht nach Turteleien, Liaisons und ausgewachsenen Liebesbeziehungen aus? Du hast im Bio-LK nicht aufgepasst? Macht nichts: Hier sind fünf Fakten über Frühlingsgefühle, die so süß sind, wie der erste Erdbeerkuchen.
Fakt #1
Das Licht macht den Unterschied
Im Winter mögen wir unsere kuscheligen Wohnungen, kommen morgens nur widerwillig aus dem Bett und haben kein Problem damit, an einem Freitagabend daheim zu bleiben. Mit anderen Worten: Wir sind etwas träge (können aber eigentlich gar nichts dafür).
Es ist nämlich das Melatonin, ein Hormon, das unseren Tag-Nacht-Rhythmus steuert, das uns diesen Zustand beschert. Es macht uns schläfrig und dämmerig und ist wichtig, damit wir eine erholsame Nacht verbringen können. Durch Tageslicht wird die Melatonin-Produktion gebremst. Da es ist im Winter auch tagsüber häufig kaum richtig hell wird, bleiben wir am Tag in einem dämmerige Snoozemodus.
Sobald die Tage länger und das Licht heller wird, sinkt der Melatoninspiegel im Blut und wir werden wacher und aktiver. Da wir uns fitter fühlen, haben wir Lust, mit anderen in Kontakt zu treten und – zu flirten.
Fakt #2
Mehr als heiße Luft
Obwohl das Licht, und nicht die Wärme, für unsere Hormone verantwortlich ist, spielen die Sonnenstrahlen eine wichtige Rolle. Wir verbinden Wärme automatisch mit Entspannung. Jeder Mensch, der sich schon mal zu luftiger Kleidung an kühlen Tagen hat hinreißen lassen, weiß wie unangenehm ein fröstelnder Körper sich verspannt.
Dagegen ist das wohlige Gefühl in der Sonne zu dösen das reinste Vergnügen. Im Zustand der Entspannung empfinden wir Berührungen als angenehmer und nehmen sie darüber hinaus intensiver war. Obwohl Kuscheln im Winter gerade bei den Deutschen höchst beliebt ist (im Dezember werden die meisten Kinder gezeugt), ist das Prickeln auf der Haut bei einer scheinbar zufälligen Berührung nicht zu unterschätzen.
Mit steigenden Temperaturen fallen die Hüllen, und ob wir es wollen oder nicht, beim Anblick von so viel nackter Haut erwachen unsere animalischen Instinkte.
Fakt #3
Eine Frage der Fantasie
Nackte Haut vermittelt optische Reize, die wiederum unsere Fantasie beflügeln. Selbst den kultiviertesten Kopfmenschen lässt der Anblick eines hübschen Dekolletés oder wohlgeformter Beine nicht kalt.
Dieses Verhalten hat wenig mit Sexismus zu tun – das Anspringen auf gewisse optische Reize ist evolutionär bedingt im Menschen verankert. Dazu kommt, dass im Frühling und Sommer der Testosteronwert der Männer um 30% höher ist, als in den Wintermonaten.
Trotzdem sollten Frühlingsgefühle nicht sofort mit sexuellen Gelüsten in die gleiche Schublade gelegt werden. Denn in den meisten Fällen geht es um das Flirten und sogar um das Verlieben. Uns bewegt der Neuanfang. Dieses Gefühl hat Hermann Hesse poetisch und treffend in seinem Gedicht „Stufen“ formuliert mit „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“.
Fakt #4
Alles auf Anfang
Dass der neurotische Großstädter, der beim Anblick von nur zwei wackeligen Empfangsbalken auf seinem Handy Display in Schweißausbrüche ausbricht, im Einklang mit der Natur lebt, ist eine kuriose Vorstellung. Doch ob wir es wollen oder nicht – dem ist so.
Wenn die Natur grünt und blüht, ist es auch aus psychologischer Sicht ein guter Zeitpunkt, um Ballast abzuwerfen und neue Wege einzuschlagen. Diese Dynamik kann sich auch in der erhöhten Bereitschaft, eine neue Liebe einzugehen, ausdrücken.
Der Frühling bringt eine Leichtigkeit mit sich, die uns die Illusion unendlicher Möglichkeiten am Horizont aufzeigt. An dieser Stelle sollte auch die Macht der Gerüche nicht unterschätzt werden. Der erdige Geruch des ersten Rasenschnitts, der würzige Duft von Holzkohle und Würstchen, die seifig-süße Note der Sonnencreme auf unserer Haut … Gerüche lösen mehr Erinnerungen und Emotionen aus als jeder andere Sinn. Wenn die Natur sprießt und sich das Leben zunehmend unter freiem Himmel abspielt, dann liegt an jeder Ecke ein Hauch von Nostalgie in der Luft.
Fakt #5
Lust auf Liebe
Kaum jemand hat Frühlingsgefühle so charmant und unschuldig umschrieben, wie Walt Disney in seinem Film „Bambi“. Die alte Eule erklärt dem Rehkitz Bambi und seinen Freunden: „Fast jeder Mensch bekommt Frühlingsgefühle, wenn der Winter vorbei ist.“ Dabei ist das englische Wort für „verknallt sein im Frühling“ eine Liebeserklärung in sich: twitterpated!
Und was gehört twitterpated dazu? Die Eule lässt keine Fragen offen: Es kommt aus dem Nichts. Man bekommt weiche Knie und fühlt sich leicht wie eine Feder. Bevor du weißt, wie dir geschieht, läufst du auf Wolken und verlierst komplett den Kopf. Und damit nicht genug: Es kann jeden treffen!
Sind das nicht großartige Aussichten? Und Gründe genug, sich mindestens einmal im Jahr mit Lust und Wonne diesem unerklärlichen Kribbeln im Bauch hinzugeben?
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[…] aus meiner warmen Bettdecke schäle, dann kann ich bösen Zungen nur achselzuckend mit den Worten: „Sorry, das Melatonin macht’s“, […]