Wandern in der Rhön
Hallo, ich bin Karo und lebe seit über 6 Jahren in Leipzig. Ich studiere Chemie und stehe kurz vor meinem Abschluss. Die Zeit ist also knapp bemessen, aber ich versuche trotzdem jede freie Minute meiner eigentlichen Leidenschaft zu widmen – dem Reisen. Unbekannte Länder und Gegenden erkunde ich am liebsten mit Rucksack und Wanderschuhen. Im Sommer übernachte ich überall wo es schön ist, wild im Zelt. Im Herbst und Winter besuche ich aber auch schon mal ein Hostel oder eine Pension. Insgesamt bin ich aber eher bescheiden unterwegs, so dass ich mir auch während des Semesters mehrere kleine Kurzurlaube gönnen kann. Letzte Woche habe ich den Reformationstag genutzt und ein langes Wochenende in der recht wenig beachteten Rhön verbracht. Das Mittelgebirge im Dreiländereck Thüringen, Hessen und Bayern besitzt ein großes und gut ausgebautes Wandernetz und ist von Leipzig aus in circa 3-4 h zu erreichen. Vorab sei vermerkt, dass meine Art des Reisens mit Bus und Bahn im Falle der Rhön nicht gerade zu empfehlen ist. Zumindest am Wochenende schont ein eigenes Auto die Nerven.
Meine Begleitung Peter und ich kommen halbwegs entspannt bis nach Bischofsheim. Auf Empfehlung des Gastwirts der Rhönblume übernachten wir im Gasthof Adler, eine gemütliche Pension nahe der Post. Wir bezahlen 64 Euro für ein Doppelzimmer inklusive Frühstück, bei dem keine Wünsche offenbleiben. Da es schon lange dunkel ist, werden wir heute keine Gipfel mehr erklimmen, sondern uns im Gasthaus Dickas den Bauch vollschlagen. Die alte Schnapsbrennerei ist Mitglied im Verbund Aus der Rhön – für die Rhön, einer regionalen Slow Food-Bewegung. Es gibt Bachforellen in Weißweinsoße, Pralineneis mit Marzipan und heißen Kirschen, außerdem frischen Apfelmost und fränkischen Federweiser. Zu zweit zahlen wir für unser Menü nicht einmal 40 Euro und die Leckereien waren jeden Cent wert.
Am nächsten Tag liegt dicker Nebel im Tal. Man sieht nur einige Meter weit, doch unser Wirt versichert uns, dass auf den Bergen die Sonne scheint. So geht es zunächst auf den Heidelstein, mit 923m einer der höchsten Berge in der Gegend. Der Weg ist mit Hilfe unserer Kompass- Wanderkarte nicht schwer zu finden und führt durch den herrlich herbstlichen, nebligen Wald. Nebenan plätschert der Schwarzbach, in den ich selbstverständlich meine Füße tauchen muss.
Die Luft ist unglaublich frisch und duftet nach Laub. Auf ca. 750m brechen wir tatsächlich durch den Nebel und die Szenerie um uns herum verändert sich auf beeindruckende Weise. Die Sonnenstrahlen werden von den Baumwipfeln gebrochen und der nasse Wald steht in krassem Kontrast zum hellblauen Himmel. Mit jedem Schritt aufwärts wird die Aussicht besser und weiter. Vom Gipfel des Heidelsteins sieht man den Nebel im Tal hängen, den Kreuzberg und die Wasserkuppe. Selbst von hier sind die Massen an Segelfliegern und Drachenlenkern zu sehen, die sich auf der Wasserkuppe tümmeln. Für uns zu viel Trubel, deswegen gehen wir weiter Richtung Basaltsee.
Der Weg führt leicht bergab, allgemein sind die Steigungen sehr sanft. Der See liegt ruhig da, die Wasseroberfläche ist vollkommen glatt, so dass sich die bunten Bäume perfekt darin spiegeln. Hier und da sind Basaltsäulen zu erkennen, für die die Rhön bekannt ist. Hier sitzen wir eine Weile am Ufer und genießen die Stille um uns herum. Dann müssen wir uns um einen Übernachtungsort für die kommende Nacht kümmern. Unsere ursprüngliche Wahl war das Schweinfurter Haus am Gangolfsberg. Doch das ist leider belegt, daher wandern wir zurück ins Tal nach Oberelsbach, wo wir wieder vom dichten Nebel begrüßt werden.
Der Gasthof am Markt hat glücklicherweise noch eine Ferienwohnung für uns. Für 60 Euro bekommen wir eine voll ausgestattete Wohnung und ein sehr gutes Frühstück am Morgen. Der Wirt nutzt das Frühstück, um uns seine sehr bayrischen Ansichten zur DDR und Wendezeit zu unterbreiten. Wir machen uns lieber schnell auf den Weg zum Gangolfsberg und der Basaltprismenwand. Es ist wieder neblig und matschig, aber aus irgendeinem Grund genieße ich den Wald dadurch nur noch mehr. Die Basaltwand ist viel beeindruckender, als ich sie mir vorgestellt habe. Eine mindestens 10m lange und fast so hohe Wand aus Basaltprismen, die durch Abkühlen und Brechen von Lavagestein vor Millionen von Jahren entstanden ist. Nachdem wir dem Teufelskeller noch einen Besuch abgestattet haben, kehren wir kurz in die Schweinfurter Hütte ein. Eine heiße Schokolade und Marmorkuchen, zusammen mit der grandiosen 2m weiten Aussicht, machen die Welt gleich noch ein Stück schöner.
Um irgendwie wieder in eine Stadt zu gelangen, die ans öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen ist, mussten wir telefonisch einen Bus nach Oberelsbach bestellen. Es taucht schließlich ein Taxi auf, unser Busersatz, und bringt uns nach Bischofsheim. Dort ist an diesem Sonntag Markt, aber statt regionalen Leckereien oder Rhöner Schafswolle wird hauptsächlich billiger Ramsch verkauft. Deshalb besuchen wir lieber wieder unseren Freund, den Wirt der Rhönblume und stärken uns für die 5-stündige Odyssee zurück nach Leipzig.
Das klingt nach einem wunderbaren Ausflug und die Bilder sind herrlich! Da bekomme ich auch gleich Lust auf einen Tripp in die Rhön und ein Essen in der Rhönblume. :)))
Das hört sich nach einer wunderschönen Tour an. Und die Fotos bestätigen das noch. Das Wochenende, an dem du unterwegs warst, war aber wahrhaftig auch traumhaft schön. Wir waren auch unterwegs.
An so einem schönen Wochenende im Herbst muss man einfach raus. Es ist genau so, wie du es von der Stimmung her beschreibst.
Ich komme aus der Rhön und finde es toll, dass mittlerweile auch wieder mehr junge Leute das Mittelgebirge für sich entdecken :-)
Meine Heimat hat wirklich viel zu bieten – der Blick über die Berge, die tolle frische Luft (die du ja auch erwähnst) und auch wirklich viele Initiativen, regionale Produkte zu bewahren und zu fördern,…
Freue mich, dass es dir dort gefallen hat! Beim nächsten Mal müsst ihr auch einen Stop in Fulda einlegen – dort gibt es abgesehen von der tollen Barockarchitektur super viele kleine Cafés und Restaurants, die auch beinahe flächendeckend Bio-Produkte anbieten, oft auch mit veganer Auswahl. Und von dort aus kann man gerade im Sommer mit dem Fahrrad in die Rhön fahren (z.B. auf dem Milseburgradweg). Es lohnt sich ;-)
Danke für die Tipps! Der kleine Teil der Rhön, den ich gesehen habe, hat auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht. Fulda steht auch auf der Liste, ich freu mich schon die Leckereien, die ich dort bestimmt finden werde :)
Wundervoller Bericht! Ich freu mich auf mehr von dir!
Vielen Dank! Weitere Berichte sind in Arbeit :)
Klasse Artikel und sehr schöne Fotos. Da sagt noch einer Herbst sei ungemütlich :-) bin gespannt wo es dich als nächstes hinführt….
Danke, danke! Um durch den Wald zu marschieren, ist der Herbst die schönste Reisezeit, wie ich finde ;)
Reiseberichte! Yay!
Ich wünsche Dir noch viele so schöne Ausflüge und uns noch weitere so tolle Reiseberichte.
LG Alex