Waldbaden erleben – City Detox in der Dübener Heide

Waldbaden ist ist in aller Munde. In Japan schon längst fest etabliert, findet es auch bei uns mehr und mehr Anklang. Doch was genau steckt hinter dem internationalen Gesundheitstrend? Manch einer mag denken, er müsse die Badesachen einpacken, wenn er zum Waldbaden eingeladen wird. Oder andere tun es als esoterisches Baumumarmen ab. Wir wussten bis vor Kurzem auch nicht – was „Waldbaden“ eigentlich genau bedeutet.
Um es heraus zu finden, haben wir uns für einen Kurs bei Waldbader.de in der Dübener Heide angemeldet. Gemeinsam mit Moonie Jess, sowie Anja von schönes + leben, ihrer Tochter (9 Jahre) und weiteren Freunden treffen wir uns im November im Stadtwald Bad Schmiedeberg. Während der 3 Stunden Tour lernen wir viel: über die Beziehung Mensch und Wald, die vielen gesundheitsfördernden Effekte, die wir durch das Waldbaden erlangen. Außerdem werden uns diverse Techniken gezeigt, mit Hilfe derer wir mit der Natur durch all unsere Sinne besser in Kontakt kommen können.
Angeleitet dazu hat uns Nico Fliegner, alias der Waldbader. Er ist zertifizierter Kursleiter und hat das Waldbaden zu seinem „nebenberuflichen Hobby“ erklärt. Hauptberuflich geht er der Tätigkeit des Redakteurs bei der Leipziger Volkszeitung nach. In Kooperation mit dem Dübener Heide e.V. bietet er seit 2019 regelmäßig Waldbaden-Termine im Naturpark Dübener Heide an. Das geschützte Landschaftsgebiet ist als größter Mischwald Mitteldeutschlands der ideale Platz für unser Waldbaden Experiment. Es ist reich an mächtigen, alten Baumbeständen, See- und Teichkulturen, sowie einer Vielfalt an Wildtieren.
Aktuelle Termine bei Waldbader.de
02.02.2020 Winterwaldbaden
05.04.2020 Waldbaden zum Frühlingsbeginn
10.05.2020 Waldbaden im Frühling
07.06.2020 Waldbaden zum Frühling
19.06.2020 Waldbaden zur Sommersonnenwende (abends)
Waldbaden – was ist das?
Wir entfliehen der Reizüberflutung, dem Lärm, der Schnelllebigkeit, dem Stress, dem Alltag und der Arbeit und wir begeben uns an einen Ort der Ruhe, an dem wir neue heilsame Kraft schöpfen können: dem Wald.
Beim Waldbaden erlebt man den Wald bewusst und mit allen Sinnen. Man bewegt sich in einer gemütlichen Langsamkeit durch die Natur und schenkt sich mit Achtsamkeit fördernden Übungen Wohltat, Gelassenheit und Ausklang. Man gibt sich selbst Raum, verbindet sich mit der Natur und erfreut sich am Hier und Jetzt.
So würde ich es, nach meinem ersten Mal Waldbaden definieren.
Das Waldbaden kommt ursprünglich aus Japan und ist dort schon seit 1980 fester Bestandteil der Gesundheitsprävention – Shinrin Yoku oder besser gesagt – „Baden in der Waldluft“ ist dort Medizin und anerkannte Methode zur Stressbewältigung. Auch bei uns gibt es mehr und mehr Kuren und Wellnessangebote, die das Konzept des Waldbadens aufnehmen. Neue Geschäftsfelder tun sich auf: Waldtherapie Ausbildungen und Fortbildungen zum Waldgesundheitstrainer nähren den Trend. Außerdem werden die ersten Kur- und Heilwälder in Deutschland ernannt. Da besteht Grund zur Annahme, dass sich Waldbaden auch in unser Gesundheitssystem fest verankern wird.
Vorteile des Waldbadens
Der Wald heilt. Es ist nachgewiesen, dass Waldbaden ganz konkrete gesundheitsfördernde Wirkungen auf uns hat. Dazu zählen unter anderem Stressbewältigung, Stärkung des Immunsystems, Entspannung der Atemwege und die Steigerung der Konzentrationsfähigkeit. Außerdem tut der weiche Waldboden den Gelenken gut und das Grün des Waldes hat eine beruhigende Wirkung auf uns.
Blutdruck, Kortisolspiegel und Puls sinken. Mit dem Waldbaden kann man also seinem stressigen Alltag etwas entgegen setzen und Erholung finden. Es geht nicht um „höher, weiter, besser“, sondern um das Fühlen der Existenz im Kontext des Natürlichen. Wir entspannen und geben unseren Sinnen „gutes Futter“.
„Drei Tage Waldbaden im Monat stärkt das Immunsystem und hält dann 30 Tage an“
(Dr. Qing Li, Präsident der japanischen Gesellschaft für Waldmedizin)
Welche Techniken kommen beim Waldbaden zum Einsatz?
Es gibt kein bestimmtes Konzept oder einen Ablauf für das Waldbaden. Es existieren verschiedene Techniken, die angewendet werden können aber nicht müssen. Diese kann man auch nach eigenen Wünschen kombinieren. Man geht stets langsam durch den Wald und baut seine Übungen in seinen Waldspaziergang ein. Sicher nicht alle, aber ein paar dieser Entspannungsübungen, die wir kennen lernen durften, nenne ich hier kurz:
Loslassen
Beim Waldbaden geht es um innere Einkehr und Achtsamkeit. Um sich dafür öffnen zu können ist es wichtig loszulassen. Bevor wir uns also ans Waldbaden wagen, legen wir unsere Sorgen symbolisch ab. Wir machen uns frei vom Alltäglichen, von unseren Smartphones, von unserer Last.
Atmen
Waldbaden fördert das Sein im Hier und Jetzt. Damit unsere Gedanken nicht abschweifen, machen wir Atemübungen. Tief und langsam atmen. Den Puls ruhiger werden lassen. Herunterfahren.
Sonnenlichtbaden
Waldbaden ist Entspannung und Energietanken. Wir schließen also die Augen, richten unseren Kopf gen Sonne und nehmen ein Bad im Sonnenlicht. Wir spüren die Kraft der Sonne auf unseren Lidern. Die Augen entspannen sich. Wir führen leichte, kreisende Bewegungen des Kopfes aus, entspannen den Nacken. Zum Schluss reiben wir unsere Handflächen aneinander warm, legen sie auf unsere Lider und geben unseren Augen neue Energie.
Langsamkeit zelebrieren
Waldbaden ist keine Wandertour und auch kein Erlebnispfad. Wir bewegen uns langsam fort. Es ist nicht anstrengend. Wir legen immer wieder kleine Erholungsphasen ein und geben so dem Körper die Möglichkeit auszuspannen und sich zu regenerieren.
Sinne schärfen
Beim Waldbaden ist der Wald der Ort den wir erleben. Dafür aktivieren wir unsere Sinne, ob beim Riechen am moosigen Waldboden, beim fühlen des Waldbodens unter unseren Füßen beim bewusst langsamen Barfußlaufen oder beim Hineinhorchen in den Wald.
Meditieren
Durch Waldbaden finden wir Ruhe und neue Kraft. Mit Meditation wird das besonders unterstützt. Wir wählen daher einen Baum, jeder einen für sich allein und nehmen unter ihm Platz. Er bietet uns Schutz, stärkt uns den Rücken und hilft uns unsere Stille zu finden. Wir können meditieren und uns fallen lassen.
Kreativ sein
Waldbaden regt auch unseren Geist an schöpferisch tätig zu werden. Wir können dem stattgeben in dem wir eine „Waldlandschaft“ gestalten mit den Dingen, die wir auf dem Waldboden finden. Ganz frei und intuitiv ohne Regeln.
Ist Waldbaden auch etwas für Kinder?
Ja, unbedingt. Gerade Kinder lieben es ja die Welt mit all ihren Sinnen entdecken zu können. Verrückte Sachen, wie barfuß über den nasskalten Herbstwaldboden zu laufen, beflügelt sie ungemein und man kann viel Spaß gemeinsam als Familie haben.
Eine geführte Tour würden wir jedoch erst ab einem Alter von ca. 7-8 Jahren empfehlen. Mit jüngeren Kindern kann man selbst natürlich trotzdem Waldbaden praktizieren und ihnen nach und nach bestimmte Techniken beibringen. Während einer Führung sollte man aber die Möglichkeit haben, sich auf sich selbst und den eigenen Körper konzentrieren zu können. Jüngere Kinder benötigen dafür zu viel Aufmerksamkeit. Wir haben das mit Edi gemerkt (noch keine 2 Jahr alt). Da wir zu zweit waren, haben wir uns aufgeteilt. So konnte einer den Übungen folgen und der Andere sich um die Kleine kümmern.
Anjas Tochter (9) und ihre Freundin sind schon im richtigen Alter und konnten den Übungen folgen und haben mit großer Begeisterung teilgenommen.
Was wir uns vom Waldbaden mit Waldbader.de mitgenommen haben
Nico hat uns eine Reihe an Sinnestechniken und Inspiration für „langsame“ Aktivitäten im Wald gegeben, aus denen wir schöpfen und die wir selbst bei unseren Ausflügen in die Natur vertiefen können. Es gibt keinen bestimmten Ablauf, sondern wir können selbst bestimmen, was uns in dem Moment gut tut und wir gerade brauchen. Ist es das eine Mal ein meditativer Spaziergang, kann es das andere Mal eine kleine Entdeckertour sein. Waldbaden kann also nach den eigenen individuellen Bedürfnissen gestaltet werden. Genau das finden wir klasse. Besonders berauscht waren wir vom bewusst langsam, barfuß Gehen. Ein echtes Abenteuer-Erlebnis für die Sinne! Das solltet ihr wirklich einmal selbst ausprobieren!
Und wie fühlt man sich nach dem Waldbaden?
Nach der Waldbaden Tour fühlen wir uns erholt. Genau richtig, um das Wochenende zu beginnen. Unsere Körper sind aktiviert und wir haben Energie getankt. Edi ist natürlich nach 3 Stunden an der frischen Luft bereit für ein Schläfchen. Das beginnt sie auch gleich in der Babytrage auf Chris Rücken. Wir sind erfrischt, nicht nur körperlich, sondern auch geistig konnten wir uns rebooten. Das wird definitiv nicht das letzte Mal Waldbaden für uns sein. So ein Bisschen Langsamkeit, verträgt unser sonst so rasanter Alltag ganz gut, denke ich!
Wenn ihr schon Erfahrungen mit Waldbaden gemacht habt, freuen wir uns sehr, wenn ihr diese hier mit uns teilt. Wie habt ihr Waldbaden erlebt?
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