Sexualität und Weiblichkeit 2018 – Fragen unter Freundinnen
Dieser Beitrag ist eine bezahlte Partnerschaft im Rahmen einer Aufklärungskampagne für die Pille Danach.
Jetzt liegt dieses bewegte Jahr 2018 schon fast hinter uns und dabei war es doch gerade erst April. Dieses Jahr, das Transformationsjahr, begann mit einem Paukenschlag, einer persönlichen Krise auf allen Ebenen und vielen Erkenntnissen.
Ich bin immer noch dabei diese Aufregung zu verarbeiten. Ich lerne vieles über die Frau, zu der ich herangewachsen bin. Finde heraus was mir gut tut, wen ich in meinem Leben brauche und welche Gewohnheiten ich dringend ablegen muss. Eine davon ist Selbstzweifel, mein tobendes inneres Kind und die zwei extremen Frauen in mir: die Selbstzerstörerische und die Aufopfernde. Das Maß zu finden, die Mitte, die Balance – dafür braucht es mehr als zwölf Monate.
Um das zu schaffen, brauche ich den Kreis von verrückten, liebenden und inspirierenden Frauen um mich. Wir lassen uns gegenseitig frei sein, unterstützen uns in der Suche nach uns selbst und teilen die Geschichten, die uns auf dem Weg passieren. Viele davon sind mir mit Madlen passiert. Wir hatten ein so aufregendes Jahr, gemeinsame Momente und manchmal nur ein Winken von Weitem in das Leben der Anderen. Jetzt haben wir uns gegenseitig Fragen über Sexualität, Weiblichkeit und das Frau sein im Jahr 2018 gestellt. Es geht um Erfahrungen, Verhütungspannen und einen Blick zurück auf die letzten 10 wilden Jahre. Lest Madlen’s Jahresrückblick und ihre Antworten auf meine Fragen bei: madlenboheme.com – ich erzähle euch hier meine Story.
Madlen: Was waren deine größten Herausforderungen 2018 als Frau?
Selbstliebe und das richtige Maß zu finden. Ich habe mich zum ersten mal selbst auf die Nummer 1 der Prioritätenliste gesetzt und versucht in meinem besten Interesse zu handeln. Es fällt mir unheimlich schwer und ich habe die Balance noch nicht gefunden, doch war es für mich eine der wichtigsten Übungen. Ab und zu wütend zu sei und als erwachsende Frau zu entscheiden, statt wieder das ängstliche Kind oder die selbstzerstörerische Jugendliche zu erwecken. Wir haben alle so viele Varianten von uns im Herzen und in dieser aufregenden Phase um die 30 kommen die gern nochmal vorbei. Selbstbestimmung und eigene Grenzen setzen. Als Frau handeln und nicht als Mädchen. I’m not a girl not yet a woman hat nochmal eine ganz neue Bedeutung bekommen.
Madlen: Wie definierst du für dich Weiblichkeit? Was ist der Unterschied zum Männlichen?
Ich glaube erstmal, dass sowohl Weiblichkeit als auch Männlichkeit geschlechtsunabhängig sind. Ich bin zum Beispiel oft eher männlich, habe dazu noch eine starke Statur und werde nie die zerbrechliche Femme mit Schmollmund und Kulleraugen sein. Dafür bin ich eher praktisch veranlagt, mag grobe Handarbeit und manchmal beschwert sich mein Freund, dass ich zu wenig spreche. Und trotzdem gibt es in mir auch die weibliche Seite. Fast schon mütterlich umsorge ich Freunde und Gäste, habe Empathie und ein feines Gespür. Meine Knöchel und Handgelenke sind zart und stark. Ich denke, dass immer beide Seiten in uns stecken und einfach zu unterschiedlichen Gewichten verteilt sind. Gesellschaftlich wird Frauen leider immer noch oft Schwäche und Unwissen zugeordnet, aber auch Sinnlichkeit und List. Beide Richtungen sind nicht unbedingt Stärken von mir (und von vielen anderen Frauen auch) und trotzdem bin ich nicht weniger weiblich.
Madlen: Welchen Stellenwert hat Sexualität in deinem Leben?
Ich habe in diesem Jahr gelernt, dass ich Sexualität oft mit Extremen verbunden habe. Der gelegentliche One Night Stand, der Beginn einer neuen Beziehung. Wenn das Extrem dann zur Ruhe kommt oder sich in eine andere Ebene verschiebt, rutscht das Thema Sex schnell in den Hintergrund. Und diese Phasen der Unlust sind für mich genauso okay wie die anderen.
Wenn ich gerade in einer Krise stecke und gefühlt alles um mich brennt, dann habe ich keine Lust. Und dann sollte das auch in Ordnung sein. Ich möchte bitte nie die Frage nach der Häufigkeit von Sex in meiner Beziehung mit „Na so alle zwei Wochen mal.“ beantworten! Dafür möchte ich sagen: „Wenn WIR Lust haben.“ Ganz einfach. Natürlich, und das habe ich auch gelernt, ist dabei die Kommunikation das Wichtigste. Ein liebender Partner unterstützt dich bei der Krise und löst nicht noch eine weitere aus, in dem er Druck ausübt. Sexualität sollte etwas besonderes und schönes bleiben und keine Pflichtveranstaltung werden.
Madlen: Denkst du, dass wir mit 30 anders über Verhütung nachdenken als vor 10 Jahren?
Viele von uns sind mit dem ersten Frauenarztbesuch und dem Verschreiben der Pille so „ganz natürlich“ aufgewachsen. Ich finde es beeindruckend, wie sich jetzt eine ganze Generation nochmal umdreht und schaut, ob sie immer noch mit der täglichen Pille einverstanden sind. Und sich dadurch natürlich auch mit dem Thema beschäftigen und ihre ganz eigene Entscheidung fällen. Ich habe diese schon vor 6 Jahren gemacht und denke jetzt nicht anders darüber. Meine Sicht auf Verhütung ändert sich eher mit meinem Beziehungsstatus. Als Single gibt es da einfach keine Ausnahmen, nicht mit 20 und auch nicht mit 30. Jetzt, in einer Beziehung mit Zukunftsplänen und irgendwann-Kinderwunsch habe ich da einfach eine veränderte Sicht. Damals wie heute ist es aber meine Entscheidung.
Madlen: Wie verhütest du?
Mit Kondom und meinem Periodenkalender bzw. der App. Ich mache das schon sehr lange und wenn es mir gut geht, kann ich es sogar richtig „erfühlen“. Ich glaube, dass wir Frauen da mehr Macht haben, als wir uns zusprechen. Ich meine die Macht es zu spüren, nicht eine Schwangerschaft zu verhindern.
Madlen: Hattest du schon mal eine Verhütungspanne und wenn ja, wie gehst du damit um?
Auf jeden Fall. Der Klassiker, Kondom geplatzt oder verrutscht, eine lange Nacht und am nächsten Tag dann die Ungewissheit: ist es passiert? Ich musste damals zum Frauenarzt, Montag morgens um 8 Uhr und nach einem Rezept für die „Pille danach fragen. Zweimal ist mir das passiert und ich habe mich nie geschämt dort zu stehen. Doch fand ich den vorwurfsvollen Blick der Schwester und die unangenehme Stimmung nach meiner Frage schrecklich. Wir alle haben schon mal ein defektes Produkt gekauft. Soweit es die Sprechstundenhilfe oder Dame im Wartezimmer interessiert, habe ich nichts falsch gemacht. Und selbst wenn es so wäre: wir haben alle Sex. Wir haben alle schon mal eine schlechte Entscheidung getroffen. Ich bin hier und ich kümmere mich. Ich finde diese Finger-zeig-Mentalität ganz schrecklich und vor allem unter Frauen würde ich mir einfach ungefragten Support wünschen. Jetzt, wo es die „Pille danach“ endlich rezeptfrei in der Apotheke gibt, frage ich mich, ob es weniger unangenehm geworden ist? Ich meine nicht, dass Verhütungspannen normalisiert werden sollten. Aber wenn ein Mädchen oder eine Frau ihre Sexualität selbstbestimmt in die Hand nimmt und sich die Pille danach holt, dann unterstützt sie! Denn in diesem Moment, wenn man da steht, fühlt man sich so schrecklich allein.
Madlen: Was würdest du deinem 20 Jährigen Ich gerne zum Thema Sexualität und Weiblichkeit mitgeben?
Kümmere dich in erster Linie um dein seelisches Wohl. Alles andere wird sich dann regeln und du wirst merken, dass deine Sexualität so besonders und wertvoll ist wie du. Habe keine Angst die Frau zu sein, die du sein möchtest.
Danke für deine Fragen Madlen!
So ein offenes Gespräch über unsere Sexualität können wir zum Glück jederzeit miteinander haben. Ich sage zum Glück, denn leider gibt es immer noch sehr viele Frauen, die damit allein bleiben und denen diese Themen als Tabu vermittelt werden. Dabei kommt es zu Fehlinformationen, die Pille Danach wird verteufelt und rund 200.000 ungewollte Schwangerschaften in Deutschland pro Jahr sind die Folge. Deswegen hier:
3 Fakten zur Pille Danach auf einen Blick:
- Bei der rechtzeitigen Einnahme kann der Eisprung um ca. 5 Tage verschoben werden. Ein Zusammentreffen von Eizelle und Spermien wird so verhindert. Eine Schwangerschaft kann so erst gar nicht entstehen. Wichtig: Die Pille Danach ist also keine Abtreibungspille!
- Die Pille Danach ist ein Notfallverhütungsmittel und sollte so schnell wie möglich nach dem Geschlechtsverkehr genommen werden. Je eher sie genommen wird desto wirkungsvoller ist sie. Es gibt zwei unterschiedliche Wirkstoffe: Levonorgestrel (LNG) und Ulipristalacetat (UPA). Sie unterscheiden sich in ihrer Wirksamkeit. UPA kann mehr ungewollte Schwangerschaften verhindern, da es in mehr Fällen den Eisprung verschieben kann.
- Es gibt sie rezeptfrei in allen Apotheken (auch nachts und am Wochenende in den Notfallapotheken).
Ich sage es nochmal: wir alle haben Sex. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass es normal wird darüber zu sprechen. Über selbstbestimmte Sexualität, die Entscheidung wie ich verhüte und was ich tun kann, wenn es daneben geht.
Unter Freundinnen gibt es bei uns uneingeschränkten Support für diese Entscheidungen. Und wie schön wäre es, wenn wir schon mal den zweiten Schritt gehen und sagen: unter uns Frauen gibt es da nur Liebe füreinander, Unterstützung und Information. Wollen wir das für 2019 auf unsere Fahnen schreiben?
Uns liegt eine Enttabuisierung von diesem Thema am Herzen. Mehr Informationen und Antworten auf deine Fragen findest du auch hier: https://pille-danach.de
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