Selflove Boudoir Photography: zurück zur Weiblichkeit.
Und hier kommt die nackte Wahrheit: ich liebe meinen Körper! Schon immer. Trotzdem hatte ich oft das Gefühl nicht ganz dazuzugehören und nicht weiblich genug zu sein.
Mit 5 oder 6 Jahren hatte ich einen krassen Wachstumsschub. Ich weiß nicht warum, vielleicht war es nur eine Laune der Natur oder Folgen von Medikamenten, falscher Ernährung, den 90er Jahren und dem unbeschwerten Verhältnis unserer damaligen Gesellschaft gegenüber Zucker. Auf einmal war ich größer als alle, hatte schnell relativ weibliche Proportionen in einem Alter, in dem die Zarten auch die Süßen waren. Die erste Cellulite entdeckte ich mit 10 Jahren an meinen Schenkeln und ab 13 trug ich so gut wie keine Hosen und Jeans mehr. Mit Rock und Kleid konnte ich die Schenkel verstecken und fühlte mich auch endlich als Mädchen, weiblich und süß. Auch ich wollte wie jedes Girl in dem Alter von den Boys bemerkt werden.
Erst mit Anfang 20 und der Arbeit im Mode Biz verstand ich, dass Kleidergrößen Quatsch sind und es einfach IMMER nur um die Passform, den Designer (und seine Zielgruppe) und die Art wie man es tragen möchte geht. Ich habe mittlerweile alle Größen im Schrank hängen – aus der Damen- UND Herrenabteilung. Und dann traute ich mich mit 24 das erste Mal in meinem Leben eine Skinny Jeans zu tragen. Und etwas später dann sogar: einfache Outfits aus Jeans und Shirt, ungeschminkt und mit Sneakern – und dabei fühlte ich mich trotzdem weiblich. Großartig was das mit einem macht, wenn Körper und Alter endlich zusammenpassen.
„She threw away all of her masks and put on her soul.“
Jetzt hat mein laissez-faire Look die letzten Jahre überwogen. Activewear und Strubbelhaare im Home Office, nicht mal zu wichtigen Meetings zückte ich das Mascara-Bürstchen. Und irgendwann, da hatte ich sie schon wieder ein Stück weit verloren: meine eigene Weiblichkeit. Ich bemerkte langsam, das sie fehlte.
Und dann traf ich Mila von Vivid Symphony. Die gebürtige Russin hat Journalismus in St.Petersburg studiert und lebt seit über 10 Jahren mit ihrem Mann in Deutschland. Die beiden Fotografen begleiten das ganze Jahr über viele Brautpaare und halten besondere Momente in ganz zauberhafter Art und Weise fest. Zusätzlich bietet Mila für die Bräute ein Boudoir Shooting an, bei dem sinnliche Fotografien der Bräute, meist direkt nach ihrer Hair & Make Up Session und vor der Trauung am Hochzeitstag, geschossen werden. Jetzt bietet sie diese Shootings für alle Frauen an.
Mila und ich, wir haben ein ganz unterschiedliches Verhältnis zu Sexualität. Während sie als Russin offen und selbstbewusst mit ihrer Weiblichkeit umgeht, verstecke ich meine lieber. Das hat wohl kulturelle Gründe, aber es ist auch die Angst, dann nicht mehr ernst genommen zu werden oder vielleicht würde dann auffallen, dass mein Körper ja anders aussieht. (Viele schlechte Glaubenssätze kommen aus der frühen Jugend.) Mila sagt, sie habe es schon so oft bemerkt, wie es Frauen schwer fällt sich so weiblich zu zeigen. Oft trauen sie sich nicht, fühlen sich nicht passend dafür. Sie findet jede Frau wunderschön und möchte diese Momente, in denen sich die Frauen auch so fühlen, für die Ewigkeit festhalten.
Lustig kann ich, aber sexy?
Auch ich sehe mich oft mehr als ostdeutsche Kartoffel. Lustig kann ich, aber sexy? Ich traue mich und sage zu meine Comfortzone für einen Tag zu verlassen. Wir besprechen das Thema, ich mag es etwas rauer und weniger mit Brautspitze. Und dann lasse ich Mila zaubern. Sie organisiert einen wundervollen Tag für mich, schickt mir am Vorabend noch einen Boudoir Photography Guide, der mich ganz liebevoll auf das Shooting vorbereitet. Erika von Farbromanze kümmert sich um Make Up und Haare, ich kichere und denke „ach, das muss doch nicht“.
Das denke ich noch oft an diesem Tag, immer wenn ich wieder in meine Comfortzone kriechen möchte. Doch der Spaß an der Sache überwiegt, Mila zeigt mir Posen, schafft eine Atmosphäre in der ich entspannt spielen kann und zum Glück haben wir Make Up, Outfits, Blumen und ein Motto, von Hand geschrieben. „She threw away all of her masks and put on her soul.“ Denn ich habe das Glück jetzt keine Masken mehr zu brauchen. Ich kann alle Seiten von mir vereinen, zu ihnen stehen, mit ihnen spielen und sie zeigen wann ich möchte.
Ich möchte dem ganzen Team danken: Mila von Vivid Symphony für die Fotografie / Erika von Farbromanze für Haar-/Make Up Styling / Birgit von Saltoflorale für die Floristik (du kennst meinen Stil zu gut!) / Annette Bleichert von Grafiknest für das schöne Lettering / Stephanie von ST’ATOUR für den Schmuck
Für mich war es ganz wichtig diesen Teil von mir wiederzufinden. Ich werde wohl in den nächsten Jahren wieder öfter zum Eyeliner greifen, nicht um mich zu verstecken oder weil ich mich ohne nicht weiblich fühle. Mehr als kleines Ritual für mich selbst. (Eyeliner steht hierbei stellvertretend für all die Dinge, mit denen ich mich weiblich fühle.)
Für immer Selflove.
Übrigens: mein Freund war wohl etwas enttäuscht, zeigte ich ihm die Bilder sofort und ohne besonderen Moment (großes Kino meiner Kartoffel-Seite, so sorry!). Allerdings habe ich die Fotos nie als sexy Geschenk für ihn gesehen und verstehe jetzt den Wert, solche Fotografien einfach für sich zu haben. Jetzt habe ich diese wundervollen Bilder von mir, die diesen besonderen Selflove-Moment für immer festhalten. Merci Mila und das ganze Team!
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