20 Fragen an: Jan und Robert von recolution
recolution – ein Buchstabe macht den Unterschied. Der Name des 2010 von Robert Diekmann und Jan Thelen gegründen Hamburger Labels, leitet sich vom Wort „revolution“ ab. Das Wortspiel lässt den aufmerksamen Träger direkt wissen, dass es bei den lässigen Streetstyles um mehr als nur Mode geht. Die Schlagworte dazu lauten Organic, Social und Fair. Kürzlich habe ich euch mein Lieblingsteil – die College Jacke – aus der vergangenen Kollektion gezeigt. Aber längst sind die S/S 2015 Styles erhältlich. Um diese und mehr geht es im Interview mit Jan und Rob.
Jess: Der erste Gedanke heute Morgen nach dem Aufwachen?
Jan: Gedanke? Rob ist gerade frisch Papa geworden und bei mir beginnt die Frühschicht Schlag halb 7, bevor ich meinen Lütten um 9 in die Kita bringe – unter Dauerbeschallung beschränkt sich’s Denken darauf, den passenden zweiten Socken zu finden.
Rob: Da ich vermutlich von den Murmeltieren abstamme, schwirren mir morgens noch nicht so wirklich viele Gedanken durch denk Kopf. Meist beschränkt sich das auf die Frage nach dem Wetter und die Vorfreude auf den ersten Kaffee im Büro.
Jess: Was wolltet ihr als Kinder werden?
Rob: Damals hatte man noch viel Zeit draußen zu toben, weil es Computer und „dieses Internet“ ja noch nicht wirklich gab ;) Daher hab ich fast jede freie Minute mit dem runden Leder verbracht und wollte eigentlich Fußballer werden.
Jess: Was war für euch die größte Herausforderung bei der Gründung von Recolution?
Rob: Das ist sehr schwer zu sagen, da seit der Gründung immer neue Herausforderungen auftauchen und diese gefühlt auch immer größer werden.
Die größte Herausforderung für uns war aber sicherlich unser fehlendes Know-How zu kompensieren, da wir beide das Modegeschäft ja nicht von der Pike auf gelernt hatten.
Jess: Für wen macht ihr Mode?
Rob: Das schöne ist, dass wir in erster Linie genau das gemacht haben und immer noch machen, was wir selber gerne tragen. So wussten wir ziemlich genau was wir wollten, auch wenn wir keine Ahnung hatten, wie man es technisch umsetzt oder gar produziert. Die Grundidee war, unseren persönlichen Lieblingspullover umzusetzen und genau der kam dann auch bei Anderen ganz gut an! ;) Anfangs haben wir uns auch viel über mögliche Zielgruppen Gedanken gemacht, aber eigentlich ist das etwas überholt…wir freuen uns über jeden, der unsere Pullover genauso liebt wie wir, egal ob 20 oder 60 Jahre alt und egal ob er ein Öko oder Styler ist!
Jan: Unterm Strich – wer’s ein bisschen lässiger mag und ab und an sich, seinen Mitmenschen und Mutter Erde mit seiner Konsumlust etwas Gutes tun mag, der ist mit uns ganz gut beraten.
Jess: Wie würdet ihr die neue Sommerkollektion beschreiben?
Jan: Abenteuerlich. Zumindest für uns, weil wir zum Teil mit neuen Stoffen und Farben unterwegs sind. Mit jeder Kollektion setzen wir sowohl auf Altbewährtes und probieren zusätzlich ein paar neue Styles und Stoffe aus.
Rob: Sommerlich und gut gelaunt, so wie’s sein soll.
Jess: Welche drei Dinge würdet ihr auf eine einsame Insel mitnehmen?
Rob: Eine Flasche Rum, ne Hängematte und Musik.
Jess: Wovon lasst ihr euch in Bezug auf euer Label inspirieren?
Jan: Vom Alltag. Von Hamburg. Von Freunden. Was bringt Spaß, was ist Praktisch, worin lässt es sich wohlfühlen? Von Musik auch. Und allem, was so grünt und blüht. Alte Ideen werden auch mal neu interpretiert – aus der old-school Kartoffeldrucktechnik wird dann Blütendruck. Ein bisschen Indesign – und schon hat man einen abgefahrenen Floral Print.
Jess: Und was liefert euch in eurer Freizeit Antrieb?
Rob: Freundin, Kind, Familie und Freunde. Mit Sport versuche ich es auch immer mal wieder, aber da reicht der Antrieb leider häufig nicht mehr…
Jess: Wofür habt ihr als letztes Geld ausgegeben?
Rob: Für die Miete. Das kommt leider häufiger vor, da hab ich eine Schwäche, ansonsten brauch ich eigentlich nicht viel.
Jess: Wenn ihr euch eine bekannte Persönlichkeit aussuchen dürftet, die eure Klamotten trägt, welche wäre das?
Rob: Es gibt sicherlich einige Persönlichkeiten, die sich gerne mal engagieren dürften und denen unsere Sachen gut zu Gesicht stehen würden.
Als Hamburger und weil ich mit ihrer Musik aufgewachsen bin, fände ich es natürlich ziemlich derbe, wenn die Absoluten Beginner mit Jan Delay, Denyo und DJ Mad unsere Sachen tragen würden, das wäre in der Tat Hammerhammerhart! ;)
Jan: Ein paar tun’s schon. Thomas D. zum Beispiel. Und Clueso samt Band durften wir ausstatten für die letzte Tour.
Jess: Mit welcher bereits verstorbenen Persönlichkeit würdet ihr gern Essen gehen?
Rob: Mit Bob Marley.
Jess: Was sollte jeder Mann im Kleiderschrank haben?
Rob: Ein Beanie. Und eine Basecap. Man weiß nie, was kommt.
Jan: Eine GUTE Jogginghose.
Jess: Was hat Hamburg, was sonst keine Stadt hat?
Rob: Den Kiez, na klar. Viel Wasser. Unglaublich viele Facetten. Und irgendwie ist doch immer alles gleich um die Ecke.
Jan: Hamburger Wetter. Franzbrötchen. [Süße Teile aus Hefeteig, Zimt und Zucker. Erinnern an Zimtschnecken. Anm. d. Red.] Harte Schale, weicher Kern.
Rob: Und in der nächsten Saison hoffentlich zwei Vereine in der zweiten Liga.
Jess: Welche Eigenschaft macht eine Frau für euch besonders attraktiv?
Jan: Wenn sie weiß was Sie will. Gutes Aussehen, Intelligenz und ein gewisser Witz schaden dabei dann auch nicht. =)
Jess: Wer von euch beiden hat das sexy Männermodel (dunkle Haare, blaue Augen, Bart) ausgesucht?
Rob: Haha… Eine Praktikantin mit Kennerblick. Wir hatten einen Stand auf einem Hamburger Designmarkt, unser Model in Spe war einer der Besucher. Ihm gefielen unsere Sachen, er hat sich einen Pulli gekauft und da hat sie ihn einfach angeschnackt. Glück für uns: Neben der phänomenalen Optik ist er auch noch mit ausreichend Freizeit und darstellerischem Talent gesegnet. Im wahren Leben ist der junge Mann Lehrer.
Jan: Und damit sich jetzt kein einsames Herz verrennt: Der süße Lockenkopf, der unsere aktuelle Frauen-Sommerkollektion präsentiert, ist übrigens seine Freundin. [Siehe Website aktuelle Kollektion Frauen. Anm. d. Red.]
Jess: Aktueller Lieblingssong?
Jan: gibt es nicht. Ich habe einige aktuelle Lieblingsalben bei denen das Gesamtkonzept der einzelnen Tracks einfach fantastisch ist, es mir jedoch unmöglich ist das Beste rauszupicken. „The North Borders“ von Bonobo ist eines dieser Kunstwerke.
Rob: Natürlich unser eigener recolution-Song „Talking about recolution“!
Jess: Sekt oder Selters?
Rob: Astra – wenn St. Pauli spielt. Sonst Cuba Libre.
Jan: Grüner Tee geht auch gut.
Jess: Was wünscht ihr euch für Recolution?
Rob: Ein neues Warenwirtschaftssystem. Dessen Anschaffung sich dann auch lohnt. Wir sind in den vergangenen fünf Jahren so weit gewachsen, dass wir inzwischen mehr Power brauchen, um all unserem Treiben Herr zu werden. Es wäre schön, wenn das so weiter geht. Mit ein klein bisschen weniger Chaos und mehr Struktur vielleicht.
Jan: Noch mehr Mitstreiter. Gegenwärtig kommen immer mehr Öko-Labels an den Markt, und auch viele große, etablierte Brands und Ketten haben inzwischen grüne Produktlinien oder setzen auf „nachhaltigere“ Kleidung (wie weit das im Einzelfall wirklich unter Nachhaltigkeit fällt, sei mal dahingestellt). Das heißt für uns persönlich natürlich einerseits mehr Konkurrenz, andererseits sind wir dann doch alle nur Kämpfer für dieselbe gute Sache. Die Leute denken um! Der Wunsch nach Transparenz und sozial und ökologisch vertretbaren Klamotten wächst.
Jess: Und wenn ihr generell einen Wunsch frei hättet?
Rob: Weniger verbohrte Leute und mehr Toleranz und Liebe in der Welt.
Jess: Was wolltet ihr schon immer mal im Rahmen eines Interviews loswerden (nur keiner hat bisher danach gefragt)?
Jan: Da ich in der Tat bisher fast keine Interviews geben durfte/musste, ist da bisher noch nichts offen geblieben was mir auf der Seele liegt. Wenn sich dies ändern sollte, bist du natürlich die erste, die ich bitten würde, mir diese Frage zu stellen.
Diskussion
Schnell, schreibe den ersten Kommentar!