André Pintz x World Class & Neueröffnung Imperii Leipzig
Jung, ambitioniert mit einem sympathischen und verschmitzten Lächeln. André Pintz ist 29 Jahre alt, steht mit beiden Beinen fest im Leben und weiß genau, was er erreichen möchte. 2010 zog es den Thüringer nach Leipzig, um sich in seinem Beruf als Bartender weiterzuentwickeln. Bereits ein Jahr später war er Head Bartender im hiesigen Steigenberger. Letztes Jahr verbrachte er dann sechs Monate in Paris, arbeitet dort in der Candelaria Bar. Dabei handelt es sich nicht um irgendeine Bar, sondern um eine Lokalität, die 2014 Platz 9 der World Best Bars beanspruchte. Von Paris aus zog es André nach London und dann weiter nach New Orleans. Ende 2014 ging es zurück nach Leipzig. Über seinen weiteren Weg war er sich zunächst im Unklaren. Zurück nach Paris oder etwas Neues in Leipzig wagen? Die Trinkkultur in der Stadt anheben, seine Erfahrungen im Ausland nutzen, seine Eindrücke und Erlebnisse in etwas Eigenem verarbeiten – das reizte André Pintz. Aus diesem Grund entschieden sich der Barkeeper und seine Partner André Kempe, Patrick Rahm und René Falk dazu, Leipzig mit dem Imperii eine neue Location auf gehobenem Niveau zu ermöglichen.
„Ich schätze Leipzig sehr. Die Stadt entwickelt sich unglaublich schnell.“
André Pintz ist also nicht nur Bartender und Gründer, sondern ein Visionär mit dem Auge fürs Besondere. Den Sinn für Qualität, außergewöhnliche olfaktorische und gustatorische Erlebnisse, die richtige Präsentation und ein ansprechendes Ambiente machen André in seinem Job sehr erfolgreich. Vor wenigen Tagen habe ich euch von den World Class Finals in Köln berichtet. André hat dieses Jahr bereits zum zweiten Mal an den Diageo World Class Finals teilgenommen und ich fand es spannend, durch ihn ein bisschen hinter die Kulissen blicken zu können.
Wie hast du dich auf die World Class Finals vorbereitet?
André: Da ich letztes Jahr bereits einmal an den World Class Finals teilgenommen habe, fiel meine Vorbereitung geringfügig weniger aufwendig aus. Im Allgemeinen ist es so, dass man sich bereits im Vorfeld mit einem Drink für die World Class bewirbt. Irgendwann erfolgt dann der Mystery Check in deiner Bar. Der Drink, den du im Vorfeld eingereicht hast wird bestellt. Man stellt dir verschiedene Fragen und testet dein Können in einer gängigen Barsituation. Ich war unter den ersten Finalisten, was einem jedoch keinen Vorteil einbringt. Man weiß zwar, dass man im Finale ist, hat jedoch noch kein Regelwerk, um sich gewissenhaft darauf vorzubereiten. Ich habe mich also ein bisschen am letzten Jahr orientiert und mich vor allem gedanklich auf die Herausforderung eingestellt. Etwa 2-3 Wochen vor dem Finale erreicht die Teilnehmer das Regelwerk. Schon nach wenigen Zeilen merkt man, weshalb die Diageo World Class Finals anspruchsvoller und schwieriger sind als andere Competitions. Manche Challenges lassen sich natürlich gut vorbereiten, wie beispielsweise „The Glamour Punch“. Bei der Hospitality Challenge hingegen konnte man sich wenig bis gar nicht vorbereiten, weil schlicht gefordert wurde, dass man „ein guter Gastgeber“ sein solle.
Wie schätzt du die unterschiedlichen Challenges ein? Welche fiel dir leicht, welche empfandest du als schwieriger?
André: Mir gefiel die Hospitality Challenge sehr gut, da man als Barkeeper in seinem Können, in seiner Persönlichkeit und auf Perfektion getestet wird. Die „Speed and Taste“ Challenge zielt auf Schnelligkeit, Präzision und Sauberkeit ab. Durch meine Zeit in Paris war ich optimal darauf vorbereitet. Es lief ziemlich gut für mich, da ich als einer von dreien unter dem Zeitlimit bleiben konnte. Bei „The Glamour Punch“ zählt natürlich die gewissenhafte Vorbereitung, wobei man nicht unterschätzen sollte, dass die Präsentation natürlich wirken muss.
Zwei Challenges waren öffentlich, die Hospitality Challenge fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Mit oder ohne Publikum – wirkt sich das sehr auf die Perfomance aus?
André: Ich würde das verneinen. Challenges mit Zuschauern begünstigen eine klassische Bar-Atmosphäre, in der ich mich einfach wohl fühle. Bei der Hospitality Challenge waren Leute von Diageo anwesend. Ich stellte mir vor, dass es sich dabei auch um Gäste handelt. Man blendet bei diesem Wettbewerb ab einem gewissen Zeitpunkt aus, was um einen herum passiert.
Gibt es Tipps und Tricks, um seine Nerven während der Challenges zu behalten?
André: Manche Barkeeper zittern sehr, je knapper die Zeit wird. Das ist absolut natürlich, jeder tut das. Ich bin ein mittelmäßiger Zitterer. Mein Puls geht zwar hoch, doch ich habe einen Trick, um fokussiert zu bleiben. Ich lenke mich mit Musik ab. Der Wettkampf pusht mich sehr, doch wenn mich die Musik noch mehr pusht, überlagert das meine Nervosität. Ich stelle mir dann vor, auf einer Party zu sein oder konzentriere mich einfach auf eine gute Show. Bei der „The Speed and Taste Challenge“ habe ich passend zur Situation ein Lied mit viel Power gewählt. Bei „Shake It Off“ von Taylor Swift gelang es mir gut, meinen Flow zu finden.
Wie schätzt du die Barkultur in Leipzig ein? Hast du das Gefühl, dass sich das Interesse an dieser Art von Lifestyle zurzeit verändert bzw. man sich dem Ganzen stärker öffnet?
André: Ja, die Stadt wird größer, frischer, jünger und wilder. Es gibt einen erheblichen Zuzug. Natürlich durch viele Studenten, doch auch das internationale Publikum ist hier immer stärker vertreten. Das merkt man auch in den Bars. Leipzig öffnet sich, die Leipziger sind gespannt und bereit für Neues. Natürlich kann man Leipzig noch nicht mit Städten wie Köln oder München vergleichen, doch wir möchten gerne den Anstoß für eine andere Art Trinkkultur geben. Wir wünschen uns auch weitere Mitbewerber, denn das würde die Trinkkultur in der Stadt an sich und damit auch die Qualität deutlich anheben.
Welcher Cocktail ist dein liebster? Kannst du den Lesern vielleicht ein tolles Rezept verraten oder hast du einen ultimativen Tipp parat, wie man auch als Laie einen wirklich tollen Drink mixt?
André: Das ist bei mir abhängig von meiner Tagesform. Ich mag klassische Drinks, die nicht zu verspielt sind. Einen Daiquiri oder Old Fashioned mit persönlicher Note des jeweiligen Barkeepers trinke ich sehr gerne. Altbewährtes mit kleinem Kick, einer neuen, frischen Note. Tipps und Tricks für die Leser habe ich natürlich auch. Einer meiner Leitsprüche für die Bar und Zuhause lautet KISS. Das steht für „Keep it simple [and] stupid!“. Halte es einfach, dann funktioniert es auch! 3-4 Zutaten reichen aus, man sollte sich an die Basics halten. Eine Spirituose, Aroma und Filler – fertig! Und wenn man gar nichts falsch machen möchte, gibt es nichts Besseres als ein schönes Glas Champagner.
All jene, die sich gerne an einem anspruchsvollen Drink versuchen wollen, sollten unbedingt Andrés Kreation „Bebida da Vida“ ausprobieren. Mit diesem Drink hatte sich der Leipziger für die World Class Finals 2015 qualifiziert.
Wer nicht selbst mixen, sondern die Fertigkeiten von André an der Bar austesten möchte, kann ihn am Brühl 72 in Leipzig besuchen. Das Imperii eröffnet morgen zum 01. August ab 16.00 Uhr seine Türen. Freunde der gepflegten Küche und guter Drinks sollten der Leipziger Neueröffnung daher unbedigt einen Besuch abstatten.
Weitere Artikel aus dieser Reihe
- André Pintz x World Class & Neueröffnung Imperii Leipzig
- World Class Finals 2015
Diskussion
Schnell, schreibe den ersten Kommentar!